(Konfuzius)
Arbeit wird in unserer Gesellschaft meist als notwendiges Übel betrachtet. Geld verdienen, und zwar möglichst viel Geld mit möglichst wenig Aufwand.
Wessen Motivation sich darauf beschränkt ist bei Momo sowie im Einzelhandel allgemein eher fehl am Platz…
„Der Einzelhandel ist die größte Niedriglohnbranche in Deutschland“, schreibt die Entwicklungsorganisation Oxfam. Tatsächlich hinkt der Einzelhandel anderen Branchen hinterher, trotz des niedrigen Niveaus. Die Tarifrunden der vergangenen Jahre haben allenfalls die Inflationsrate bereinigt.
Tarifverträge sind auf grosse Handelsunternehmen ausgerichtet. Für inhabergeführte Unternehmen wie Momo sind klare Regeln, aber auch individuelle Lösungen genauso wichtig, je nach Situation des Mitarbeiters oder auch des Betriebs.
Tariflohn ist gestaffelt nach Ausbildung, Erfahrung und Stellung im Betrieb. Hinzu kommen Urlaubsgeld und Weihnachtsgeld, zusammen macht das mehr als ein weiteres Monatsgehalt aus, Urlaubsanspruch ist knapp 6 Wochen.
Grosse Handelsketten geben vor, nach Tarif zu entlohnen. Stimmt das auch? Wie machen die das? Ein Blick hinter die Kulissen zeigt wie das geht. Überstunden sind an der Tagesordnung, durch geplante Unterbesetzung, unerfüllbare Zeitvorgaben, und werden nicht entlohnt.
Geringfügig Beschäftigte machen innerhalb der Branche 33% aus. Im Discounter bis zu 50%, die in der untersten Gehaltsstufe geführt werden. Teure Stellen für Teamleiter werden in Filialbetrieben erst gar nicht besetzt. Scheinselbständigkeit für zB Lagerarbeiter tun ihr übriges.
Die Löhne im Naturkostfachhandel sind nicht meilenweit vom Tarif entfernt, aber sie liegen noch deutlich darunter.
Sind Tarifverträge das Maß aller Dinge? Welche Löhne sind sozial und fair? Dass im Lebensmitteleinzelhandel kein Mensch reich wird ist allgemein bekannt. Ebenso, dass in weiten Teilen unter Tarif bezahlt wird. Doch der Bio-Fachhandel beansprucht für sich und sein Sortiment, fair, sozial und partnerschaftlich zu handeln, wie geht das zusammen?
Gute Arbeitsbedingungen tragen erheblich zur Zufriedenheit der Mitarbeiter bei, so der DGB in seinem Index „Gute Arbeit“, der anhand 15 Dimensionen versucht, Arbeitsqualität messbar zu machen.
Das Einkommen ist nur eine davon. Aufstiegsmöglichkeiten, Betriebskultur, Mitbestimmung, Arbeitsintensität oder Sinnhaftigkeit der Arbeit zählen ebenso dazu. Sie rechtfertigen allerdings keine niedrigeren Gehälter, sondern können sie höchstens bis zu einem gewissen Punkt ausgleichen.
Partnerschaftlich ohne Betriebsrat?
In kleinen Betrieben, bei denen sich noch alle Mitarbeiter mit dem Chef an einen Tisch setzen können, mag ein Betriebsrat nicht notwendig sein. Arbeitszufriedenheit hängt vor allem davon ab, dass die Mitarbeiter eigenverantwortlich tätig sein können, ihre Kompetenz anerkannt wird und sie feststellen, dass ihre Meinung in Entscheidungen einfließt.
Doch je größer das Unternehmen, desto wichtiger werden klare Strukturen. Der Vorteil eines Betriebsrates liegt darin, dass Informationspflichten und Mitspracherechte klar geregelt sind und nicht im Belieben des Unternehmers liegen.
In der Zeitschrift Ökologie&Landbau erklärt Lebensbaum-Chef Ulrich Walter, warum er froh ist, dass es in seinem Unternehmen einen Betriebsrat gibt: „Man kann nicht mehr alles erfassen und nicht mehr jederzeit mit jedem sprechen. Da ist der Betriebsrat ein hervorragendes Bindeglied. Seit vielen Jahren arbeiten wir vertrauensvoll und erfolgreich zusammen. Den Betriebsrat als Gegner zu sehen, ist Quatsch. Ich kann eigentlich nur jedem Unternehmen raten, einen zu installieren und zu pflegen.“
Bisher gibt es im Biobereich wenige Unternehmen mit Betriebsrat.
Im Fairen Handel, dem die Biobranche sich verpflichtet fühlt, sollen faire Preise die Kosten einer nachhaltigen Produktion decken und ein Leben in Würde ermöglichen. Das könnte auch als Grundsatz für zu zahlende Löhne in der Biobranche gelten.
Wer der Meinung ist, dass mensch mit Mindestlohn nicht menschenwürdig leben kann, muss mehr zahlen.
Faire Arbeitsbedingungen enthalten viel mehr Kriterien als faire Entlohnung: Der Verkauf von Bio-Lebensmitteln ist eine sinnvolle Tätigkeit. Und befriedigend, wenn das Arbeitsklima gut ist, die Hierarchien flach, die Arbeitszeiten flexibel gestaltbar sind und die Möglichkeit besteht, Abläufe selbständig zu gestalten. Dass die Biobranche bei diesen weichen Faktoren insgesamt gut dasteht ist unbestritten, auch wenn diese je nach Betrieb unterschiedlich stark ausgeprägt sind:
„Yoga statt Tariflohn“ ätzte die taz 2010. Thema waren die Löhne bei einem bekannten Mitbewerber der Branche. Angesichts der öffentlichen Empörung kündigte man an, Tariflöhne einzuführen.
Hinweise auf subventionierte Yoga-Kurse, finanzierte Weiterbildung, Aufstiegschancen und Einkaufsgutscheine werden als Ausreden betrachtet, wenn ein Filialist aus der Bio-Branche sich gegen Tariflöhne zur Wehr setzt.
Ein anderer Groß- und Einzelhändler, ebenfalls hier in Bonn zugegen, weist konkrete Fragen mit dem Hinweis ab, dass man zur Personal- und Gehaltspolitik nicht öffentlich Stellung nehme.
Einzige Ausnahme war ein Interview in der taz Ende 2011, als deren Chef erklärte, man orientiere sich am Tarif, liege mal drunter und mal drüber. Die Kommentare von Mitarbeitern auf diesen und ähnliche Artikel sowie die Bewertungen als Arbeitgeber in den einschlägigen Portalen zeigen eine andere Wirklichkeit.
In Betriebsvergleichen über die Arbeitskosten im Biofachhandel zeigen die Zahlen, dass der Naturkostfachhandel stets deutlich in Personal investiert. 3/4 der Steigerungen gehen in Lohnerhöhungen, 1/4 in neue Stellen.
In 2011 kostete jede Arbeitsstunde den Arbeitgeber im Schnitt 13,65 Euro brutto. Für den Arbeitnehmer entsprach das in etwa 11,50 Euro brutto.
Der Anteil der Aushilfen auf 400 Euro-Basis betrug zehn Prozent der Arbeitsstunden. Der Durchschnittsbruttolohn für Festangestellte lag bei rund zwölf Euro. Darin sind zusätzliche Vergütungen, Jobticket, Einkaufsgutscheine, zusätzliche Monatsgehälter etc. bereits enthalten.
Allerdings ist die Regel, wenige Fachkräfte gut zu bezahlen, zu Stosszeiten sowie für „niedere“ Tätigkeiten Kurzzeitjobber einzuspannen. Davon ist Momo weit entfernt. Aushilfen gibt es keine, abgesehen von der einen oder anderen Schülerin, die uns samstags oder in den Schulferien unter die Arme greift.
Rückblick: In den 1980er-Jahren war Momo ein Kollektiv. Der Arbeitgeber war gleichzeitig Arbeitnehmer, der eigentliche Chef war keine Person sondern der Betrieb selbst.
Unabhängig von Erfahrung oder Qualifikation fand eine gleiche Entlohnung statt, anhand der Arbeitsleistung in Stunden, die sich irgendwo zwischen betrieblicher Machbarkeit und persönlicher Aushaltbarkeit ansiedelte. Das Gehalt lag zwischen 4 und 10 DM, davon konnte man damals tatsächlich leben, wenn auch nur in Zusammenhang mit den geringen Ansprüchen was den Lebensstandard angeht. Die Motivation war vorrangig.
Diese Form des Einheitslohns gab es noch viele Jahre.
Doch auch heute sind die Unterschiede zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Gehalt gering. Alle Gehälter, auch das Chefgehalt, stehen in Relation zu einer Leistung.
Eine Entlohnung ohne Leistung, wie bspw. Zinseinkünfte oder Börsenspekulation, sind ein fragwürdiger Teil des kapitalistischen Systems. Dieses Geld kommt ja nicht aus dem Nirwana sondern fehlt an anderer Stelle, wo der Schweiss der Arbeit nicht gerecht entlohnt wird.
Die Hierarchie bei Momo heute ist nach wie vor flach. Es gibt einen Chef, viele engagierte, langjährige, verantwortungsbewusste MitarbeiterInnen.
Es sind über 50 (!) MitarbeiterInnen, plus Bistro, plus Metzgerei, plus Kurierdienste, davon etwa die Hälfte mit sehr langfristiger Perspektive. Aushilfen gibt es keine, außer als Übergangslösung.
MitarbeiterInnen bei Momo haben Mitspracherecht. Wünsche und Verbesserungsvorschläge finden ein offenes Ohr in der Geschäfts- oder Bereichsführung. Selbständigkeit und Verantwortungsbereitschaft stehen ganz oben. Die Identifikation mit der Arbeit bei Momo allein ernährt jedoch keine Familie.
Der Pott, aus dem die Gehälter bei Momo bezahlt werden, ist prozentual immer gleich geblieben, damals wie heute. Die Hälfte aller Kosten sind Gehälter mit deren Nebenkosten und machen 15% des Umsatzes aus.
Einen Betriebsrat gab es bei Momo auch schon, der hat sich aber binnen weniger Jahre wieder in Luft aufgelöst.
Besonders bei Momo ist, dass die personelle Besetzung deutlich höher ist als anderswo. Mit dem Vorteil, dass der Arbeitsdruck niedrig bleibt, weniger Stress, mehr Flexibilität, Kreativität, mehr Zeit für besondere Kundenwünsche möglich ist.
Mit dem Nachteil, dass die Entlohnung auf mehr Menschen verteilt wird. Die Entwicklungsmöglichkeiten sind flacher, jeden Falles was die Gehaltlichen angeht. Von einem Tariflohn, wie zB für einen ausgebildeten Kaufmann mit mehrjähriger Betriebszugehörigkeit vorgesehen, sind wir dennoch nicht so weit entfernt.
Seit Jahren gibt es bei Momo jährlich um die 5-plus-prozentige Gehaltssteigerungen. Teils in Brutto-Euro, teils in höheren Rabatten auf Einkäufe, in kräftigen Zuschüssen zur Altersvorsorge oder als 13tes Gehalt.
Nicht ohne „Hintergedanken“: Die hohen Rabatte bewirken, dass sich alle Momos die Produkte leisten können und so sich damit auseinandersetzen können; mit den hohen Zulagen zur Altersvorsorge schaffen wir eine langfristige Bindung an den Betrieb, die Zuschüsse wachsen mit der Dauer der Betriebszugehörigkeit.
Außerdem werden bei Momo, was leider als Besonderheit angesehen werden kann, Überstunden bezahlt.
Momo bietet Ausbildungsplätze zum Kaufmann bzw. zur Kauffrau im Einzelhandel oder aber zum Verkäufer bzw. zur Verkäuferin.
Alter, Geschlecht, Hautfarbe, Schulabschluss spielen dabei keine Rolle, wohl aber Zuverlässigkeit, Teamfähigkeit und deutsche Sprachkenntnisse.
Momo bildet um die zwei Auszubildende gleichzeitig aus. Zum Verkäufer bzw. zur Verkäuferin, wem dies gelingt, auch zum Kaufmann bzw. zur Kauffrau. Die Ausbildung dauert 2 bzw. 3 Jahre und wird nach Tarif entlohnt.
Von wegen Beruf und Berufung, hört sich komisch an, ist aber so: Die meisten Menschen wissen weder was sie wollen noch was sie können noch Arbeiten sie da, wo sie hingehören. Ihr Leben lang.
Die Basics für eine Ausbildung im Einzelhandel sind: Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Flexibilität, mit Menschen umgehen können, in der Gruppe arbeiten können.
Kommunikation bedeutet gute Sprach- und Schriftkenntnis und, wie der Name KAUFmann schon sagt, Du brauchst mathematische Fähigkeiten. Wenn Du dann noch Ordnungssinn mitbringst, den Hygienesinn bringen wir Dir bei.
Hinzu kommen Arbeitszeiten zwischen 6 Uhr morgens und 22 Uhr abends, vor allem an Wochenenden, rund um die Feiertage, an Brückentagen, zu Weihnachten, Ostern, Pfingsten, und selbst die Sonntage sind manchmal belegt. Dazu kommen Weiterbildungen, Schulungen, Überstunden, kurzfristige Änderungen des Dienstplans.
Vollzeit arbeiten für 900 Euro im Monat hört sich erstmal nach Ausbeutung an. Dabei wird vernachlässigt, dass ein Auszubildender etwa die Hälfte seiner Zeit mit Lernen verbringt und dem Betrieb, zumindest im ersten Jahr, mehr eine Last als eine Entlastung ist.
Bei etwa 25 betrieblichen Wochenarbeitsstunden kostet ein Azubi den Betrieb rund 10 Euro pro Stunde.
Eine Bewerbungsmappe bitte nur nach vorheriger Absprache an uns schicken und zum Gesprächstermin mitbringen. Anschliessend folgen eventuell ein paar Probearbeitstage.
Bewerbung bitte an arbeit@bioladen.com
Viele Menschen möchten bei Momo arbeiten. Wer den Laden kennt, ahnt dass irgendetwas bei Momo anders, reizvoller ist als in vielen anderen Läden.
So erhalten wir sehr viele Bewerbungen, die meisten Suchenden kommen allerdings aus gänzlich anderen Bereichen, haben keine Erfahrung oder Ausbildung im Einzelhandel, was dem betrieblichen Vorankommen nicht gerade förderlich ist: Klar sind wir nette Menschen und bieten einen wichtigen, inhaltsschwangeren, identifikationsträchtigen Job, aber das Leben ist- auch bei Momo- kein Ponyhof.
Zudem ist die Fluktuation bei Momo sehr gering. Das mag zwar dem Aussenstehenden nicht sofort zugänglich sein, denn bei um die 50 Gesichter kann der Durchblick schon mal verloren gehen. Die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit liegt 2021 bei 12 ! Jahren.
Eine Bewerbung macht nur Sinn wenn Du Erfahrung mit Lebensmitteln mitbringst. Natürlich ist die Arbeit bei Momo ein Lernprozess (der nie endet), aber die Grundlagen solltest Du schon mitbringen. Die sind vor allem mit „sozialer Kompetenz“ zu beschreiben (derer es, so unsere Erfahrung, vor allem in der jüngeren Generation in der Regel mangelt): Pünktlichkeit, Engagement, Zuverlässigkeit.
Lebensmitteleinzelhandel ist Sisyphos-Arbeit mit starker körperlicher Beanspruchung, Du brauchst also ein Rückgrat in doppelter Hinsicht. Die Arbeitszeiten sind von sehr früh am Morgen oder bis spät in den Abend, vor allem rund um Wochenenden und Feiertage, ständig ist jemand in Urlaub und irgendwas ist sowieso immer.
Du brauchst Sinn für Ordnung und Hygiene. Nicht zuletzt musst Du Kritikfähigkeit und Lernbereitschaft mitbringen.
Fachwissen ist bei Momo ebenfalls ein wichtiger Punkt. Wir können, im Gegensatz zu den meisten anderen Betrieben, leider auch der Bio-Branche, kompetent beraten: Produktberatung, Tipps zur Verwendung, Ernährungsberatung, wir vermitteln eigene Erfahrungen, das Wissen über ökologische Zusammenhänge, über biologische Landwirtschaft.
Im Laden ist immer jemand der weiss, wie oder was und womit, oder zumindest doch, wo es nachzulesen ist. Der Erfahrungsschatz aller Momos zusammen ergibt viele Hundert Jahre.
Fachwissen ist keine Voraussetzung um bei Momo zu arbeiten, aber die Lernfähigkeit und der damit verbundene, persönliche zusätzliche, Aufwand ist Grundlage.
Als Gegenleistung hat Momo zu bieten: Viel Arbeit, wenig Urlaub, stets variabel mit den Arbeitszeiten…- OK, Scherz beiseite, aber ganz aus der Luft gegriffen ist es nicht. Momo bietet einen Arbeitsplatz mit Sinn.
Wenn das auch Dein Sinn ist: Erfüllend, aber Anspruchsvoll.
Eine Bewerbungsmappe bitte nur nach vorheriger Absprache an uns schicken und zum Gesprächstermin mitbringen.
Bewerbung bitte an arbeit@bioladen.com