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Mauseloch

Vegetarismus

Vegetarismus, die Varianten, die Motive, über verstecktes Tierisches und Alternativen

Vegetarismus bezeichnet verschiedene Ernährungsweisen frei von tierischen Produkten.
Es gibt zahlreiche Formen des Verzichts auf Fleisch, verschiedene Motive, jede Menge versteckter tierischer Zutaten als auch Alternativen zum tierischen Produkt.

Als Vegetarier könnte man unter verständnislosen Blicken leiden. In unserer omnivoren Gesellschaft sind Vegetarier etwas besonderes und deren Motive werden häufig in Frage gestellt, hingegen die des Omnivoren selbstverständlich sind.
Omnivoren, auf Deutsch „Alles-Esser“, das ist nicht negativ gemeint, auch wenn dieser offizielle Begriff derart anmutet.

Je nach Perspektive kann jede Seite auch für verrückt erklärt werden. Kultur oder Tradition rechtfertigen weder das eine noch das andere, also seid friedlich und toleriert einander.

Habe schon die abgefahrendsten Typen kennengelernt, besonders im Gedächtnis haftet mir meine erste Begegnung mit einem Veganer, Anfang der 1980er-Jahre; der Mensch wollte sich nicht in meine „Heckflosse“ setzen, weil darin Ledersitze waren; dafür bestand sein halbes Leben aus Plastik, womit ich wiederum gar nichts anfangen konnte.
Jeder Jeck is` eben anders und so gibt es auch zahllose Varianten innerhalb dieser Ernährungsform.

Varianten

Vegetarisch bedeutet, Ernährung auf pflanzlicher Basis, inclusive Pilzen und Produkten aus Bakterienkulturen

  • Lacto-vegetarische Kost schliesst Milchprodukte mit ein.
  • Ovo-Lacto-Vegetarier ernähren sich, wie der Wortstamm schon vermuten lässt, zusätzlich ohne Milchprodukte und Eier,
  • Ovo-vegetarische Kost ist ohne Milchprodukte aber mit Eiern.
  • Pescetarier verzichten auf Fleisch und Geflügel, nicht aber auf Fisch.

Mir bekannt war jemand, der nur vegetarische Fische aß, also nur jene, welche sich selbst nicht von anderen Fischen ernährten.

  • Frutarier (Fruitaner, Fruganer) vermeiden innerhalb der vegetarischen Ernährung zudem Produkte, die eine Beschädigung der Pflanze mit sich bringen; also werden Früchte und Saaten verzehrt, Obst, Nüsse, Getreide, nicht aber Pflanzen die zum Verzehr vernichtet werden wie Salate und Gemüse. Darunter manche die allein Fallobst zu sich nehmen.
  • Flexitarier werden Menschen genannt, die nur gelegentlich Fleisch konsumieren.
  • „Pudding-Vegetarier“ essen kein Fleisch, wohl aber zB gelatine- oder zuckerhaltige Produkte und ignorieren vollwertige Ersatzprodukte (womit sie sich auf dünnem Eis bewegen, von wegen Gesundheit, siehe unten).
  • Veganer halten Abstand zu allen Produkten tierischer Herkunft.
    Dazu gehören auch Gelatine und Honig sowie Lab in Käse. Lab wird aus Rindermägen gewonnen, es gibt auch Lab aus mikrobieller Herstellung sowie, selten, aus dem Labkraut. Nur kontrolliert biologisches mikrobielles Lab ist garantiert ohne gentechnische Hilfsmittel hergestellt.
  • Vegane Rohköstler beschränken sich auf rohe Kost, im Rahmen der veganen Ernährung,
  • Bioveganer ernähren sich ausschliesslich mit kontrolliert biologisch angebauten Produkten. Manche dieser zudem nur mit Produkten von Betrieben, die keine Viehwirtschaft betreiben.

Motive

Es gibt ethische, gesundheitliche, politische, religiöse, philosophische Motive, persönliche Unverträglichkeiten, Aversionen gegen Fleisch oder dessen Geschmack. Oder oder.

Leitgedanke ist meist, dass Tieren kein Leid zugefügt werden soll. Beim Vegetarier beginnt Leid beim Töten der Tiere, beim Veganer schon bei der Nutzung von Tieren.

In der Konsequenz werden mehr oder weniger weitreichend solche Produkte vermieden, von Fleisch, Geflügel und Fisch über Milch, Eier, Käse, Honig, bis hin zu Fellen, Leder, Wolle, Daunen, Gelatine, Hornmehl. Und ggf. noch weitreichender, bis zur Ablehnung der Haustierhaltung, der Jagd, von Tierversuchen, Zoos, Aquarien, Zirkussen.

Ethisch

Was ist der Unterschied zwischen Mensch und Tier? Wie kann die Ausbeutung von Tieren legitim sein?
Tiere zeigen wie Menschen soziales Verhalten, Intelligenz und Leidensfähigkeit, sie anders zu behandeln als Menschen, ist so willkürlich wie Menschen anderer Kultur, Hautfarbe, anderen Geschlechts anders zu behandeln.

Gesundheitlich

Vegetarier leben gesünder, u.a. da sie gesättigte Fette aus tierischen Produkten vermeiden.
Lange Zeit vermutete die Wissenschaft dass der Mensch tierische Produkte zu sich nehmen müsse und auch dafür prädestiniert sei. Heute weiss man, vegane oder vegetarische Ernährungsformen führen nicht zwangsläufig zu Mangelerscheinungen (es gibt inzwischen auch einen veganen „Mister Universum“).
Allerdings genügt es nicht, allein die tierischen Produkte wegzulassen, sondern es ist auf genügend Ersatz zu achten. Eine vollwertige (B-Vitamine in Getreide), zuckerarme (B-Vitamine-Räuber), abwechslungsreiche, frische und bestenfalls biologische Küche beugt dem vor.

Umweltpolitisch

Viehzucht und -Haltung verursachen mehr Treibhausgase als die Produktion von Pflanzen. Es wird mehr Land benötigt, ggf. durch Rodung von Wäldern, mehr Wasser, mehr Energie, Tierhaltung frisst deutlich mehr Ressourcen. Die Ausscheidungen von Tieren tragen signifikant zur globalen Erwärmung bei.
Der meist höhere Nährwert tierischer Produkte relativiert dieses Verhältnis, führt aber letzten Endes zu keiner Umweltentlastung.
Eine vegetarische Ernährungsweise kann die Ernährungssituation auf der gesamten Welt signifikant verbessern.

Religiös

Karma ist das Prinzip Ursache und Wirkung. Jede Handlung hat eine Folge, die sich in diesem oder nächstem Leben offenbart.
Ist die Handlung Gewalt bringt sie schlechtes Karma, den Grundsatz der Gewaltlosigkeit befolgen fast die Hälfte aller Hindus indem sie sich vegetarisch ernähren.

verstecktes Tierisches

Ich beabsichtigte nicht niemandem den Appetit zu verderben… aber mancher Veganer wird sich nachträglich übergeben müssen 😉
Das Tier steckt in tausenden Dingen. Ohne Deklarationspflicht.

Gelatine

Es ist keineswegs die Ausnahme sondern die Regel, dass Säfte und Weine mit Knochenmehl, also Gelatine, geschönt werden.
In Wein wird sie zur Schönung eingesetzt, sie mildert die Gerbstoffe, macht den Wein weicher.
In Säften wird sie zur Klärung eingesetzt. Ein klarer Saft muss aber nicht zwingend mit Gelatine geklärt worden sein. Ein trüber Saft kann aber trotzdem Gelatine enthalten. Dass es bei Momo nur Säfte aus gelatinefreier Herstellung gibt muss ich nicht betonen, oder? Unsere Weine sind am Regal-Etikett ggf. mit einem „vegan“ etikettiert.
Ausserdem kann sie in Süßwaren wie Gummibärchen, Marshmallows, in Tortenguss, Wackelpudding, Joghurts, Käse, Margarine, in der Hülle medizinischer, kosmetischer oder nahrungsergänzender Kapseln enthalten sein.
Übrigens: Fotopapier enthält Gelatine.

Aktivkohle

Zucker wird fast jedem verarbeitetem Produkt zugefügt. Raffinierter Zucker wird mit Aktivkohle entfärbt. Diese kann aus Knochenkohle hergestellt sein. Es heisst zwar dass dies in Deutschland unüblich sei, aber das bedeutet nicht viel, im globalen Markt. Aktivkohle wird ebenfalls zur Reinigung von Wein, Bier und Saft benutzt.

Cholesterin

aus tierischer Herkunft wird in verschiedensten kosmetischen Artikeln verwendet.
Kristalle in LCD-Bildschirmen werden mit Cholesterin hergestellt.

Laktose

findet sich als Geschmacksstoff in Suppen und Soßen und Knabbereien, als Trägerstoff in Medikamenten.

Tierische Fette

verstecken sich in Tensiden in Wasch-, Putz- und Reinigungsmitteln, Shampoos und Seife, Rasierschaum, Lippenstift, Medikamenten, Wandfarben.

Carminrot

der Schildlaus findet sich ebenfalls in Kosmetika, in Getränken, in Mal- und Wandfarben und in rot gefärbten Stoffen.

Schelllack

in Kaugummies, in Lacken und Klebstoffen. Als Klebstoff für Zigaretten, als Zutat in Tattoo-Farben.
Haare, Wolle und Federn
in Kissen, Bezügen, Decken, in Besen, Bürsten, als Füllung in Matratzen und Polstermöbeln.

Seide

in Kleidung, Garnen, Schnüren und Seilen. Seidenpulver in Kosmetika und Seifen.

In diesem Zusammenhang fällt mir ein, dass ich früher ein Moschus-Duft-Liebhaber war. Schwer, süss, betörend. Bis mir einst dämmerte, dass ich mir mit „Musk“ die Sexuallockstoffe eines Rindviechs antat. Die Brunftdrüse des Moschus-Ochsens. Sie wird dem toten männlichen Tier entnommen, so gewinnt man ein paar Gramm des begehrten Duftes dem u.a. aphrodisierende Wirkung zugeschrieben wird.
Trotz des Verbots in Europa steht der Moschus-Hirsch kurz vor der Ausrottung. Schon im Mittelalter trug man „Bisam-äpfel“ am Hals um sich gegen die Pest zu schützen, seit Jahrtausenden ist Moschus Bestandteil der Chinesischen Medizin, für die Tradition werden jedes Jahr viele Tausend Tiere getötet.

In der westlichen Welt wird nun ein synthetischer Nachbau verwendet, dessen Nebenwirkungen allerdings wenig gutes versprechen, denn Nitro-Moschus-Verbindungen als auch polyzyclische Moschusverbindungen sind sehr schlecht abbaubar. Sie reichern sich in Gewässern und schliesslich in lebenden Körpern an, zB in der Muttermilch sind sie nachweisbar, aber auch in verschiedenen Fischarten. Man muss sich also gar nicht damit beduften, es findet sich zu genüge in der Umwelt.
Diese Verbindungen stehen in Verdacht, Allergien und Hautschädigungen auszulösen, erbgutschädigend, hormonell sowie kanzerogen wirksam zu sein, teilweise nur gibt es Verbote (je nach wissenschaftlichem Stand der Dinge).

Alternativen

was das Essen angeht

  • Als Fleisch-„Ersatz“ mag dienen: Seitan (Weizeneiweiss), Tofu (Sojaeiweiss), Tempeh (fermentiertes Soja) sowie texturiertes Soja (durch Düsen gepresstes Sojapüree).
  • Pilze haben oft eine ähnliche Konsistenz, zB Austernpilze und Shiitake.
  • Für Backwaren ist Sojamehl ein hervorragender Ei-Ersatz.
  • Zum Gelieren eignen sich Agar-Agar (aus Meeresalgen), Johannisbrotkernmehl (die Kerne der Schoten des Affenbrot-Baumes; aus den Schoten wird auch Carob gewonnen), Pektine aus Früchten, Stärke aus Mais oder Kartoffeln sowie Pfeilwurzel- oder Guarkernmehl.
  • Als Honigersatz bieten sich Reissirup, Agavensirup, Ahornsirup sowie verschiedene Dicksäfte an. Dicksaft kann mit Gelatine geklärt sein, also Obacht.

Mit Tofu lassen sich übrigens überraschend gute Süssspeisen zubereiten, siehe Rezepte.

  • Als Milchersatz dienen eine ganze Reihe milchartiger Getreide-, Nuss- oder Sojadrinks.

Vegetarisch< und >biologisch< schliessen sich weder ein noch aus. Eine Frage der Motive oder der Konsequenz.
Sollten die Motive irgendwie auch gesundheitliche Aspekte in Erwägung ziehen, bleibt ein regelmässiger Besuch im Bioladen die zwingende Konsequenz: Konventionelle Produkte für die „Zielgruppe“ Vegetarier gleichen oft einem Cocktail aus dem Chemielabor.
Ebenso schliessen ethische Motive die üblichen, konventionellen Formen der Massentierhaltung aus.

Du bist was Du isst
und das ist jedes Menschen freie Entscheidung.