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Mauseloch

Archiv

Momos Archiv.

Seit 1983 ist viel Wasser den Rhein hinab geflossen…

2024 - Das Richtige populär machen: Bauernstreik- Steuervergünstigungen- Subventionen

An für sich haben die Bauern wahrscheinlich recht, nicht gebührende Entlohnung für deren Arbeit zu bekommen. Und wenn es nicht zu wenig Geld ist, zu heiß, zu kalt, zu trocken, zu nass- irgendwas ist immer.

Da steckt nicht wenig Ironie drin.
Keine Frage steht das Grundrecht auf Meinungsäußerung.
Was aber die aktuellen Proteste der Landwirte angeht, Null Verständnis meinerseits. Das mutet eher an als populistische Unterwanderung. Oder findet die Politik des Abwartens der vorherigen Regierung endlich ein Ventil?

Kein Verständnis, weil…

• es ist ein no-go, dort zu demonstrieren. wo sich rechtes Gedankenschlecht tümmelt; die Bauern lassen sich instrumentalisieren.
Das stieß mir schon bis zum Erbrechen auf, als ich die Corona-Gegner-Demos aus der Ferne verfolgte, wo selbsternannte Alleswisser mit Neo-Nazis und Heimatschützern auf die Straße gingen.
Wo die friedlichen Montags-Demonstrationen der DDR und Rufe wie „Wir sind das Volk“ verunglimpft wurden.

• Die Ampel bietet ein hervorragendes Feindbild. Auch selbst verursacht, die miserabelste Kommunikation aller bisherigen Regierungen, zwar auch die effektivste, was bspw. die Umsetzung der Wahlversprechen betrifft, trotz Corona, trotz Krieg- Kommunikation mangelhaft.

• was genau ist eigentlich der Unterschied zwischen dieser Vehemenz mit den Blockaden durch Traktoren im Vergleich zu jenen, die sich zur Erinnerung an unser eigentlich wichtigstes Ziel, der Reduktion von Treibgas-Emissionen, auf die Straße tapen und den Verkehr nicht minder zum Erlahmen bringen?

• was soll die Aussage, ohne Landwirtschaft hätten wir nichts mehr im Kühlschrank? Deren Ernte wird zu knapp 2/3 als Tierfutter verschwendet.
Aber es geht wohl auch hier eigentlich um die fehlende Wertschätzung. Die sie von mir auf diese Art nicht erhalten.

• Es ist allerhöchste Zeit, dass Steuervergünstigungen und Subventionen, die in die falsche Richtung wirken, abgebaut werden.
Wenn überhaupt, dann sollten wegweisende Ziele subventioniert werden.
Warum gehen die Bauern nicht auf die Straße, wenn Deutschlands top-ten der Lebensmittel-Industrie mal wieder die Preise drücken, das wäre doch mal ein Akt bewusstseinsbildender Aufmerksamkeitserweckung.

• Na und? Was passierte eigentlich, wenn die Steuervergünstigungen wegfielen?
Die Produkte würden teurer. Na so was. Werden sie sowieso.
Oder hat irgendwer gemerkt, dass die Pizza im Restaurant günstiger wurde, als die Umsatzsteuer gesenkt wurde? Nein, sie wurde stattdessen teurer.
Na und, wird sie jetzt teuer? Wie viele Cent? Wen wird das davon abhalten ins Restaurant zu gehen? Niemanden.

• On top: Was die Europäischen Agrarsubventionen betrifft sind es etwa 6,5 Milliarden € und damit steht Deutschland nur an dritter Stelle der Empfänger.

Dabei wird völlig vergessen, welchen Sinn das Ganze ursprünglich hatte, ähnlich dem Sinn eines Discounters, namentlich Aldi, dessen Aufgabe und Berechtigung es einst war, der Nachkriegsgesellschaft ein paar Hundert Grundnahrungsmittel zu erschwinglichem Preis anzubieten. Gegen Hungersnot, nicht für Geiz ist geil.
Eben diese Bezahlbarkeit ist eine der ursprünglich wesentlichen Funktionen dieser EU-Subventionen gewesen, hinzukam, die Märkte in einem völlig zerstörtem Europa zu stabilisieren.
Berechtigt. Damals.
Heute? Nein!
Heute spielen andere Dinge eine Rolle. Doch wie bei der Pendlerpauschale ist es nicht populär, nicht zielführende Subventionen auch als solche zu bezeichnen und konsequenterweise abzuschaffen. Der nächste Populist wartet schon hinter der nächsten Legislaturperiodenendeecke.

Es wird zwar auch von Einkommenssicherung in der Landwirtschaft sowie von Umwelt- und Nachhaltigkeitszielen gesprochen, die durch diese Gelder gesichert werden sollen, aber- hört hört, leere Worte. Im Ergebnis wird allein die Fläche subventioniert, wer viel hat bekommt viel, die Kleinen gucken in die Röhre, die Umwelt sowieso. Das ist Lobbyismus getriebene EU-Politik.

Nicht zuletzt werden durch Exporte subventionierter Überproduktionen die Weltmarktpreise sowie anderswo lokale Märkte kaputt gemacht, vor allem in den so genannten Entwicklungsländern, so dass dort Abhängigkeiten entstehen die eine Eigenversorgung konterkarieren, Strukturen, Preise, Wirtschaft vor Ort zerstören und hierzulande wird über das Problem der Migration gejammert, es ist irgendwie lächerlich aber eigentlich nur traurig.

Resümee?
• Veränderungen finden sicher bei dem und der Einzelnen statt. Erstmal. Aber irgendwann ist die Zeit gekommen, die Richtung zu weisen und das Richtige zu tun, auch wenn es unpopulär ist.
Weg mit diesen Steuervergünstigungen und Subventionen die irgendwem oder -was Schaden zufügen.

• Und was ist mit unseren Bio-Landwirt:innen? Mir ist nicht bekannt, ob auch nur ein einziger Bio-Landwirt an den Demos teilnimmt.
Hier machen diese Subventionen den Kohl zudem deutlich weniger fett. Es sind vor allem Betriebe, die auf Bio umstellen, die gefördert werden und damit sind die Alteingesessenen unfairem Wettbewerb ausgesetzt.
Momos Landwirte bekommen so viel Geld für ihre Ware, wie sie brauchen. Da stehen Preise gar nicht zur Diskussion.
Für alles und alle lege ich meine Hand nicht ins Feuer. Aber die Bio-Bewegung hat ja nicht nur den Anbau im Fokus, sondern auch das gesamte Drumrum, da stehen partnerschaftlicher Umgang und faire Preise ganz oben auf der Agenda.

Das Richtige populär machen

Es kann nicht die Aufgabe eines Politikers sein, die öffentliche Meinung abzuklopfen und dann das Populäre zu tun. Aufgabe der Politiker ist es, das Richtige zu tun und es populär zu machen.

Walter Scheel
deutscher Politiker, von 1974-79 Bundespräsident

rheinisch-ökologisch: momo-raoul
im Januar 2024

Hier gibt’s diesen Text als pdf

NACHTRAG:
Immer wieder belustigend, eigentlich ein Armutszeugnis: dass Minister:innen keine Ahnung von ihrem Metier haben, aber so isses.
Ilse Aigner, Landwirtschaftsministerin vor 10 Jahren mit ihrem -> Beitrag über Heumilch & Laktose.

NACHTRAG:
Verschiedene Bio-Verbände haben sich zu dem Thema geäußert.

Bereits Mitte Dezember schrieb Thorsten Block vom Biokreis e.V. in einem Offenen Brief an unseren Kanzler:

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Scholz,
wir bitten Sie, die Abschaffung der Agrardiesel-Rückvergütung zu überdenken. Diese Entscheidung stellt eine deutliche finanzielle Belastung für Landwirtinnen und Landwirte dar und setzt falsche Signale für die notwendige Transformation der Landwirtschaft.
Die Dieselrückvergütung ist ein Instrument, das insbesondere kleinbäuerliche und ökologisch wirtschaftende Betriebe entlastet. Entfällt sie, werden das Höfesterben und der Strukturwandel in der Landwirtschaft noch einmal beschleunigt. Der Ausbau des Ökolandbaus wird Rückschläge erleiden.
Langfristig wird die Streichung der Vergütung auch für Verbraucher:innen zu steigenden Lebensmittelpreisen führen.
Kurzfristig werden aber vor allem landwirtschaftliche Betriebe die Leidtragenden sein. Sie werden die Mehrkosten für ihre Produktion beim Verkauf nicht weitergeben können und daher mit sinkenden Einnahmen umgehen müssen.
Das trifft kleinere und mittlere landwirtschaftliche Betriebe besonders hart, weil sie weniger Spielraum haben, die Mehrkosten auszugleichen. Dabei sind es erwiesenermaßen gerade die bäuerlichen Betriebe mit kleinräumiger Landnutzung, die einen hohen Mehrwert für die Artenvielfalt bieten. Sie gilt es zu erhalten und zu fördern, wenn der Regierung die Transformation der Landwirtschaft zu mehr Umwelt- und Klimaschutz ein echtes Anliegen ist.

Ökologische Betriebe müssen zudem aufgrund alternativer mechanischer Verfahren ihre Flächen häufiger befahren. Das erspart den Einsatz chemisch-synthetischer Pestizide und hält Boden und Gewässer frei von Schadstoffen. So entlastet die ökologische Landwirtschaft nachweislich die Umwelt und erspart der Gesellschaft hohe Folgekosten. Gerade diese nachhaltige Form der Landwirtschaft würde nun vor zusätzlichen finanziellen Herausforderungen stehen.

Der Bioverband Biokreis e.V., der sich für die Förderung der ökologischen Landwirtschaft einsetzt, betrachtet diese Entwicklungen mit großer Sorge. Die Abschaffung der Dieselrückvergütung steht im Widerspruch zu den drängenden Herausforderungen im Umwelt- und Klimaschutz und zur notwendigen Transformation hin zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft.
Es ist von entscheidender Bedeutung, dass politische Maßnahmen die Belange und Herausforderungen der Landwirtinnen und Landwirte angemessen berücksichtigen. Die Abschaffung der Dieselrückvergütung erfordert daher eine kritische Überprüfung der Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit und die Existenzgrundlage der genannten Betriebe. Wir bitten, die Entscheidung zu überdenken oder unseren Betrieben Wege aufzuzeigen, wie entstehende Belastungen kompensiert werden können.

 

Der BÖLW, Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft, schreib am 5.1.24 in einer Pressemitteilung:

Keine Haushaltssanierung auf Kosten des überfälligen ökologischen Umbaus von Landwirtschaft und Ernährung

Anlässlich der aktualisierten Pläne der Bundesregierung, die KFZ-Steuerbefreiung für Landmaschinen beizubehalten und die Argrardieselbeihilfe stufenweise abzuschaffen, erklären die Mitglieder des BÖLW:

Der Aufbruch in den ökologischen Umbau der Agrarpolitik darf nicht blockiert werden. Der Umbau von Landwirtschaft und Ernährung kann nicht funktionieren, wenn der Haushalt zu Lasten der Landwirtschaft saniert werden soll. Mittelkürzungen dürfen nicht zu Belastungen führen, die die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe in offenen Märkten verschlechtern, aber keinerlei positiven Beitrag zu Umwelt- und Klimaschutz leisten. Der ökologische Umbau kann nur funktionieren, wenn der Staat in den notwendigen Umbau investiert.

Verteuerung des Agrardiesels leistet keinen Beitrag zum Klimaschutz
Die geplante schrittweise Verteuerung des Agrardiesels ohne Kompensation und Alternativen setzt keinen Impuls für eine fossilfreie klimafreundliche Landwirtschaft. Für die meisten Anwendungen gibt es bislang keine alternative Technik, mit der Bäuerinnen und Bauern mit klugen Investitionen umweltfreundlicher wirtschaften können. Bio-Bäuerinnen und -Bauern beackern ihre Flächen schon jetzt mit einem deutlich reduzierten Energieeinsatz pro Hektar. Eine weitere Optimierung ist kaum möglich, so dass sie von den Zusatzbelastungen erheblich betroffen wären.

Landwirtschaft braucht erneuerbare Energie
Wir fordern die Bundesregierung auf, heimische unverarbeitete Pflanzenöle von der Kraftstoffsteuer zu befreien. Denn es wir brauchen dringend Alternativen zur Dieselnutzung.

Korrekturen der Pläne sind richtig
Wir begrüßen die Pläne zur Beibehaltung der Steuerbefreiung für Landmaschinen, auch weil mit einer Änderung erheblicher bürokratischer Aufwand verbunden wäre.

Ökologischer Umbau braucht Mut
Damit die Haushaltskonsolidierung mit positiven Effekten für Umwelt und Betriebe verbunden werden kann, brauchen wir die Akzeptanz und Mitwirkung des gesamten Sektors. Die Umbaukonzepte der Zukunftskommission Landwirtschaft und der Borchert-Kommission liegen der Bundesregierung vor und müssen unbedingt berücksichtigt werden. Es ist ein Fehler, die Arbeit der Bäuerinnen und Bauern zusätzlich zu belasten, während an anderer Stelle neue Milliarden für einen Industriestrompreis gewährt werden sollen oder die geplante Kerosinsteuer nun doch nicht kommen soll. Dies geht zu Lasten des Mittelstandes.

An die Landwirtschaft werden zu Recht hohe gesellschaftliche Anforderungen gestellt wie eine artgerechte Tierhaltung und besserer Umweltschutz. Klimaschutz und Klimaanpassung stellen Höfe vor wachsende finanzielle Herausforderungen. Landwirtschaft und Ernährung müssen umgebaut werden, damit sie zukunftsfähig werden.

Die Zunahme der Extremwetterereignisse beweist, wie notwendig die Transformation der Landwirtschaft hin zu mehr Klima- und Umweltschutz ist. Damit sie gelingt, brauchen Bäuerinnen und Bauern auskömmliche Preise für die wertvollen Lebensmittel und die Leistungen, die sie für die Allgemeinheit erbringen. Bäuerinnen und Bauern brauchen dringend kalkulierbare politische Rahmenbedingungen, um den ökologischen Umbau gestalten zu können. Vorschläge dafür hat der BÖLW beispielsweise mit einem Modell für EU-Agrarpolitik ab 2027 vorgelegt.

Die Mitglieder des BÖLW appellieren an alle, die ihr Demonstrationsrecht wahrnehmen, die demokratischen Regeln einzuhalten. Wir verurteilen Proteste mit menschenverachtenden und demokratiefeindlichen Parolen sowie von Hass und Hetze sowie Angriffe auf Politiker.

Am 20. Januar findet in Berlin die Demonstration: „Gutes Essen braucht Zukunft – für eine gentechnikfreie, bäuerliche und umweltverträgliche Landwirtschaft!“ statt. In diesem Kontext fordern wir von der Bundesregierung gemeinsam mit vielen weiteren gesellschaftlichen Akteuren eine bessere Agrarpolitik, für eine Landwirtschaft der Zukunft.

NACHTRAG:
Selten erhielt ich derart viele Rückmeldungen, einige Dutzend. Davon 98% positiv bis dankbar; allein ein Mensch fühlt sich durch meine verbale Attacke auf jene Corona-Demonstrant:innen persönlich angegriffen, was keineswegs in meiner Absicht liegt, aber gerne möchte ich verstehen, warum mensch eine Demonstration nicht verlässt, wenn nebenan ein Reichsbürger mit schwarz-weiß-roter Fahne die übrigen Demonstranten zu seinem niedrigen Zwecke instrumentalisiert.

Im Übrigen, falls es nicht deutlich rüberkommt, verstehe ich natürlich die Landwirte, dass das Fass überläuft. Es läuft schon lange über. Allein der Rahmen, der Zeitpunkt, meines Erachtens verfehlt. Nicht die Ampel ist Schuld sondern die Jahrzehnte des Abwartens, fehlender Führung, „der Markt wird es schon richten“ hat sich noch nie als wegweisend erwiesen.

momo-raoul

2023 - Arbeit bei Momo

Arbeit bei Momo- Rückblick, Überblick & Durchblick 40 Jahre Momo

»WÄHLE EINEN BERUF, DEN DU LIEBST, UND DU BRAUCHST NIEMALS IN DEINEM LEBEN ZU ARBEITEN.«
KONFUZIUS CA. 500 V. CHR.

»WE DON’T WANT JUST ONE CAKE – WE WANT THE WHOLE FUCKING BAKERY!«
MOMO, 1983 N. CHR.

RÜCKBLICK
In den 1980er-Jahren war Momo ein Kollektiv, das heißt, der eigentliche Chef war keine Person, sondern der Betrieb selbst. 
Unabhängig von Erfahrung oder Qualifikation fand eine gleiche Entlohnung statt. Diese Form des Einheitslohns gab es noch viele Jahre und noch heute sind die Unterschiede zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Gehalt gering. Und, wichtig, alle Gehälter, auch das Chefgehalt, stehen in Relation zu einer Leistung.

Besonders bei Momo ist unter anderem, dass die personelle Besetzung höher ist als anderswo. Mit dem Vorteil, dass der Arbeitsdruck niedrig bleibt, weniger Stress, mehr Flexibilität, Kreativität, mehr Zeit für besondere Kundenwünsche möglich ist.
Mit dem Nachteil, dass die Entlohnung auf mehr Menschen verteilt wird.

Die Hierarchie bei Momo ist nach wie vor flach. Es gibt einen Chef, dutzende Mitarbeiter:innen mit Mitspracherecht, wenn nicht gar -pflicht, Wünsche und Verbesserungsvorschläge finden ein offenes Ohr. Selbständigkeit und Verantwortungsbereitschaft stehen ganz oben.

ÜBERBLICK
Bei über 50 Gesichtern kann schon mal der Überblick verloren gehen…
das hat aber nichts mit Fluktuation zu tun – denn die 36 Momos, plus aktuell 2 Azubis, plus ein paar Aushilfen die es nicht anders können oder wollen, sind im Schnitt seit 12 Jahren hier bei Momo – sondern mit der Masse Mensch, denn hinzu kommen die Kurierfahrer:innen, das Bistro und die Metzgerei, schon tummelt ein kleiner Ameisenhaufen. Obwohl manche Momos kaum sichtbar sind, die mischen gerade unsere Hausmarke Müsli oder tüten Körner ein oder disponieren Kundenbestellungen und packen Kisten für den Lieferdienst, der fast 1/4 unseres Umsatzes ausmacht.

Bei so viel Arbeit kann schon mal der Überblick verloren gehen…
Die Momos wirbeln in zwei Schichten zwischen 6 und 21 Uhr. Jeden Tag kommen ein paar unserer 80 (!) Lieferanten, täglich bis zu 4 Bäcker, bis zu 6 Gemüselieferanten. 100 Regalmeter Obst & Gemüse wollen bestückt sein, 170 Käsen gepflegt, hunderte Artikel in die Regale geräumt werden.

Ein paar Verkaufs-Zahlen aus 2022:
350.000 Eier, 32.000 Gurken, 7,5 Tonnen Rote Paprika, 37 Tonnen Bananen, fast 50 Tonnen Äpfel, 100.000 Liter Milch, 15.000 Mozzarella, über 5 Tonnen junger Gouda, 20.000 Passata & Cubetti – bestellt, geräumt, gegessen.
WOW!

Wie anhand dessen zu vermuten ist, ein Schwerpunkt unseres Tuns liegt im Frischebereich: 2/3 unseres Umsatzes generieren wir mit Lebensmitteln, die innerhalb weniger Tage verderben. Die möglichst wenig verarbeitet, möglichst frisch und damit maximal ökologisch und gesund sind.
Aber auch besonders Arbeitsintensiv, weshalb viele Mitbewerber diesen Aufwand geringhalten oder gänzlich auf vorverpackt und Selbstbedienung setzen bzw. es wird eher weggeworfen als gepflegt;
daher investiert Momo bis zu 25% ihres Umsatzes, bis zu 3/4 aller Kosten in die Gehälter und damit in die Menschen, die hier arbeiten. Der Branchendurchschnitt liegt unter 20%.

DURCHBLICK
Steigende Kosten, sinkende Umsätze, davon sind auch wir Momos betroffen. Angesichts der Umsatzrekorde, die wir durch Corona erreichten, auf der einen Seite Jammern auf hohem Niveau, wir sind noch oberhalb des Prä-Covid-Niveaus.
Da aber die Kosten, vor allem Gehälter, extrem gestiegen sind, machen uns die sinkenden Umsätze leichte Bauchschmerzen. Denn trotz der deutlich geschrumpften Preis-Schere zwischen bio und konventionell- wir sind gar nicht mehr so teuer wie unser Image- spart „der Deutsche“ nämlich vorrangig beim Essen.
Ich verstehe ja, dass Krieg und Inflation kombiniert mit Unkenrufen selbsternannter Wirtschaftweiser zu Verunsicherung führen. Aber beim Essen sparen- läge mir fern. Ist für mich die Priorität No.1

Tröste dich, solltest auch Du von steigenden Kosten betroffen sein: Dein Geld ist ja nicht weg, sondern nur wo anders 😉
Wenn‘s dann bei Momo Zwischenstopp macht, von jedem Euro, den du hier lässt…
– gehen 10 Cent direkt an Vater Staat
– gehen über 60 Cent an unsere 80 Lieferanten
– gehen 5 Cent drauf für Energie, Verpackungsmaterial, Kurierfahrer,…
– bleiben 25 Cent übrig für die Menschen hier bei Momo
So in etwa. Also alles bestens investiert.

MEIN BLICK
„Wähle einen Beruf, den Du liebst, und Du brauchst niemals in Deinem Leben zu arbeiten“ mag eine Prise dramatisch klingen, ist aber nur meine persönliche Sichtweise.
Denn wenn die Arbeit fertig macht, wenn die Arbeit zur Last wird, such dir eine, die deinen Talenten und Wünschen näherkommt. Die kostet keine Kraft, sondern setzt Kräfte frei.

momo-raoul im November 2023

Momo 2023 - Regional, International, Scheissegal.

2022 waren wir mit der Hoffnung gestartet, Corona endlich nicht mehr die Aufmerksamkeit schenken zu müssen, wieder mehr Normalität leben zu können. Immerhin, manche Gesichtserkennung funktionierte wieder besser und Naschen ist auch wieder möglich, von Probierhäppchen bis Verkostungen im Laden.

Da konnte ja noch niemand den schieren Wahn absehen, dass nebenan Bomben fallen. Doch, abgesehen von all dem, nicht rechtfertigungs- diskussionswürdigen Tatsachen sowie deren Konsequenzen, es hat tatsächlich nicht nur Negatives.

• Der Vorteil an den steigenden Lebenshaltungskosten, was endliche Ressourcen betrifft, ist, dass nun nahezu der letzte Ignorant spürt, welchen Sinn der bewusste Umgang damit hat. Sei es das wachsende Bewusstsein, dass wir keinen zweiten Planeten im Kofferraum haben, sei es um des eigenen Portemonnaies willen.

• Der Vorteil an diesen steigenden Lebensmittel- Preisen ist, dass sich der Unterschied zwischen bio und konventionell verringert; denn gerade die Kosten explodieren, die für den Bio-Bauern am geringsten sind: für Energie und Kunstdünger; möglicherweise auch für Transporte, denn die dezentrale Versorgung, wenn also regional produziert und konsumiert wird, verringert sich der „ökologische Rucksack“ und damit einhergehend die explosiven Transportkosten.

Dr. Google liefert 3.360.000.000 Treffer zum Suchwort „regional“. Ist das glaubwürdig?
Die Mehrzahl der Endverbraucher:innen bekundet, regionalen Produkten den Vorzug zu geben und bereit zu sein, dafür höhere Preise zu zahlen. Hier stutzt der Landwirt, denn das spiegelt sich nicht in seinen Zahlen wider. Weil, Region ist ja kein geschützter Begriff; und wenn sich unter diesem Motto Gewinne maximieren lassen ist vorprogrammiert wie es abgeht: Dinge werden als besonders umweltfreundlich dargestellt, sind es aber gar nicht. Was bedeutet schon Region, lachhaft: Das letzte Schräubchen aus dem Fernost-Import wird vor Ort montiert und Zack- als „regional“ ausgelobt. Eine Handelsmarke warb mit dem Slogan „Aus der Region für die Region“ mit Kaffee, Tee, Honig und Orangensaft aus Übersee. Ach so, der regional ansässige Abfüller schaffe ja schließlich auch Arbeitsplätze in der Region. Das nennt sich Logik.

Alles ist Region. Überall. Irgendwo jedenfalls. So wie jede:r fast überall Ausländer:in ist. Es gibt keine eindeutige Definition. Letztlich muss jede:r selbst entscheiden, was regional bedeutet.

Bei Momo gibt es eine klare Richtlinie: die Bezeichnung „Lokal“ für Produkte, die im Umkreis ca. 50 Kilometer produziert werden, von der Aussaat bis zur Ernte. Geschmückt mit grünen Schildern. Außer an der Brottheke, hier ist fast alles regional, vom Getreideanbau bis zur Backstube.

Die Vorteile regionaler Bio-Produkte
• Regionale Produkte müssen nicht erst zahlreiche Kilometer transportiert werden, bevor sie vor Ort konsumiert werden. Kurze Wege bedeuten, weniger Schadstoffausstoß und weniger Ressourcenverbrauch.

• Kurze Wege sind auch schnellere Wege, daher sind die Produkte frischer und damit gesünder.

• Du kannst nachvollziehen wo dein Produkt hergestellt wird und welche Menschen dahinter stehen.
Es zeugt von Wertschätzung diese Produkte zu bevorzugen. Respekt für die Arbeit, den Schweiß, das Handwerk. Die Produkte sind einmalig und nicht austauschbar, unvergleichlich, im Gegensatz zur anonymen Massenware.

• Unsere Bio-Connections hier in der Region bestehen teilweise seit 1983. Das hat mehr Wert als Öko-Zertifikate und Schadstoffanalysen, das ist vertrauter, partnerschaftlicher Handel auf Augenhöhe. Wir kennen unsere Pappenheimer 12

• Im Vordergrund stehen nicht Schnelligkeit und Masse sondern Klasse. Gute Qualitäten haben oft einen höheren Preis, der sich aber bezahlt macht.

• Mit der heimischen Bio-Landwirtschaft wird unsere Kulturlandschaft gefördert. Biodiversität ist ein Teil davon, die Vielfalt im Anbau, an Boden und Klima angepasste Sortenwahl. Es lässt die Natur aufatmen, durch weniger Dünger und Gifte.

• Dezentrale Handelsstrukturen sind unabhängig vom Weltgeschehen, bedeuten autarke Ernährungssicherung. Unabhängigkeit von Kriegen, von Importen, von Skandalen, Geopolitik, Zöllen, Einfuhrbeschränkungen, Pandemien,…

• Anstelle einiger weniger großer Handelskonzerne, die den Lebensmittelmarkt beherrschen, unterstützt Du die dezentrale Wirtschaft. Du förderst ökologische Arbeitsplätze in der Region und die Steuereinnahmen verbleiben ebenfalls hier vor Ort: Support your local Bio-Bauer.

• Die Region unterstützen ist ebenfalls eine Form der Political Correctness. Du darfst dich damit rühmen, unseren lokalen Bäcker:innen, Käser:innen, Landwirten, Imker:innen, Winzern, Hennen, Kühen, Bienen, …, ein Lächeln auf die Lippen gezaubert zu haben. Etwas für das Wohl der Gemeinschaft geleistet zu haben. Der Gesellschaft nicht nur externe Kosten erspart sondern zusätzlichen Nutzen für Klima, Wasser, Bodenfruchtbarkeit, Biodiversität, Arbeitsplätze, regionaler Ökologie und Ökonomie geschaffen zu haben.

momo-raoul

Momo 2022 - Klima, Transport und Landwirtschaft.

Momo 2022

Zu warm, zu kalt, zu trocken, zu nass.
Irgendwas ist immer, weiß der Landwirt, aber diesmal ist es kein Schicksal.

Dass die Landwirtschaft nicht unerheblich zur Klimaerwärmung beiträgt hat sich rumgesprochen.
In Deutschland verursacht sie 13% der Treibhausgase, das ist genauso viel wie der gesamte Straßenverkehr. Weltweit sollen es bis zu 33% sein.

Davon sind übrigens mehr als zwei Drittel auf Tierhaltung sowie den Anbau von Futtermitteln zurückzuführen. In Deutschland wird drei Viertel der Agrarfläche für den Anbau von Tierfutter genutzt.

Nicht eingerechnet in die 13% sind Transportwege. Je weiter die Ware transportiert wird, umso höher Kraftstoffverbrauch und Schadstoffausstoß. Na, so ein Wunder.
Dabei schneiden Importe aus Europa mit knapp 10% des Transportaufkommens noch relativ gut ab, demgegenüber Ware aus Übersee mit etwa 10-fach höherer Umweltbelastung glänzt.

Dem Fass den Boden aus schlägt der Flugtransport. Allein die CO2-Emissionen machen das bis zu 100-fache aus im Vergleich zum lokalen Produkt.
Schiff-Importe aus Übersee schlagen mit mindestens 4-facher Menge CO2 zu Buche, im Vergleich zum regionalen Produkt. Und da ist der Sprit (und, und, und,…) noch nicht mal berücksichtigt.

Würden lediglich Lebensmittel importiert, die aufgrund klimatischer/ saisonaler Verhältnisse hierzulande nicht wachsen, ließe sich ein Großteil dieser Emissionen einsparen.
Verlagerte man die Hälfte der in Deutschland transportierten Lebensmittel von der Straße auf die Schiene, würde ein weiteres Sechstel weniger CO2 freigesetzt.

Das Angebot bestimmt die Nachfrage und nicht umgekehrt.

Daher findet Ihr ein paar Monate im Jahr bei Momo keine Orangen, keine Kiwis und Avocados, manchmal auch keine Birnen.
Wer überwiegend heimische Lebensmittel kauft, trägt erheblich dazu bei, den Ausstoß klimaschädigender Gase zu reduzieren. Sind diese dann zudem ökologisch produziert, sorgt das für ein weiteres Fünftel weniger Treibhausgase.

Bio-Produkte einzukaufen ist also durchaus sinnvoll- auch aus Klimasicht. Vor allem lokal produziert und nicht etwa per Flieger importiert.
Wer dabei mit seinem SUV vorfährt konterkariert das Ganze, da empfehlen wir doch eher Momos Lieferdienst: Mittlerweile sind bis zu vier Transporträder täglich auf Bonns Straßen um unsere Ware nach Hause zu bringen. Wer noch weiter weg beliefert wird, unsere motorisierten Kuriere sind, wie ein Sammeltaxi, immer noch deutlich ressourcenschonender.

Der alleinige Blick auf CO2-Emissionen sagt aber nicht die ganze ökologische Wahrheit.

Oft ist es die Besorgnis um die eigene Gesundheit, die Menschen in den Bioladen führt und- schwupps- zum Umweltaktivisten gradiert. Denn der Bio-Landbau schont nicht nur das Klima, sondern sorgt auch für eine intakte Umwelt: Weniger Nitrate und Pestizide im Gemüse bedeutet auch, weniger davon in der Umwelt.
Keine Pestizide, keine synthetischen Düngemittel, geringerer Einsatz von Tierarzneimitteln, keine Gentechnik, das alles ist gut für den Boden, die Gewässer, das Trinkwasser, die Artenvielfalt, erhält die natürliche Bodenfruchtbarkeit, verringert die Bodenerosion, schont Grundwasser und Gewässer.
Der Ökolandbau ist zudem weniger abhängig von fossiler Energie, benötigt weniger Energie und nutzt diese besser aus; schafft mehr Arbeitsplätze in der Landwirtschaft, benutzt robustes, angepasstes Saatgut, schafft somit Unabhängigkeit von der Saatgutmafia und erhöht so die Diversität.
Bioprodukte enthalten mehr Vitamine und Mineralstoffe und kaum Schadstoffe und keine zugesetzte Chemie und sind somit wesentlich gesünder. Keine künstlichen Aromen, Konservierungsstoffe oder Geschmacksverstärker.
Regionale Bio-Lebensmittel unterstützen die Erzeuger vor Ort und fördern den dezentralen, transportarmen Handel. Kurze Wege garantieren beste Frische und Haltbarkeit.
Sie werden in der Saison reif geerntet und sind deshalb oft leckerer, auch weil sie weniger Wasser enthalten, weisen die höchsten Gehalte an sekundären Pflanzenstoffen und Vitaminen auf.
Außerdem ist das saisonale Angebot preiswerter.

Im Bioladen einzukaufen ist also höchst politisch.

Im Bioladen Momo einzukaufen ist noch politischer. Denn ein Biosiegel allein sagt nichts aus über Transportwege, Verpackungen, Firmenphilosophien und Menschen…

Hiermit verleihen wir all unseren Kunden eine Umwelt- und Klima-Aktivisten-Medaille, aber nicht der Politik. Sie verpennt seit Jahren, für den richtigen Rahmen zu sorgen.
Jene, die Fäden ziehen könnten, denken nur soweit vor wie eine Legislaturperiode andauert, sind Marionetten einer konservativen Industrie und profitorientierter Lobbyisten.

Allerdings- Landwirtschaft und Lebensmittel- Transport machen einen Pups aus im Verhältnis zu den bevorstehenden Aufgaben.
Politische Entscheidungsträger waren bislang unvorbereitet und überfordert was absehbare Notsituationen betrifft, bestes Beispiel die jüngste Epidemie.

Es ist politisch gewollt- mindestens genauso traurig, sollte es ungewollt sein- dass für Gebrauchsgüter nicht der wahre Preis auf dem Etikett steht: Umweltbelastungen und deren Folgen sind in Euro messbar und würden in einer gerechten Welt nach dem Verursacherprinzip bezahlt werden müssen. Wer den Nutzen hat muss zahlen.
Tatsächlich aber zahlen diese Folgekosten auch jene, die keinen Nutzen daraus ziehen, beispielsweise was Umweltbelastungen durch Verbrennungsmotoren angeht, auch die Radfahrer, was subventionierten Atomstrom betrifft nicht nur die Ökostrom-Kunden sondern zudem die kommenden 1000 Generationen, sollte es überhaupt so weit kommen mit dem Anthropozän.

Was Umwelt und Gesundheit betrifft wären Bio-Lebensmittel deutlich günstiger als Konventionelle und in jedem Fall könnten die Verbraucher:innen am Preisschild ablesen, welche Konsequenzen ihr Konsumverhalten für unsere Umwelt hat.
Umwelt- und klimafreundlichere Alternativen würden im Vergleich billiger, die Entwicklung klimafreundlicherer Technologien attraktiver, da diese mehr Käufer fänden.

Eine rein ökonomische Betrachtungsweise lässt allerdings außen vor, dass es hier auch um Menschenleben geht, die spiegeln sich nicht in den Preisen wieder.

Wenn ich König von Deutschland wär… 😉

(Rio Reiser)

Ein klimafreundliches 2022 wünschen Euch die Momos !

rheinisch-ökologisch: momo-raoul im Oktober 2021

Momo 2021 - Momos Unternehmensziele.

Muss ja auch mal irgendwo stehen:
Worin unterscheidet sich Momo vom Mainstream, von den Bio-Filialisten, den Discountern und konventionellen Märkten mit Bio-Segment?

§1 Der Mensch steht im Mittelpunkt
• Momos verdienen auf sozialverträgliche Art und Weise ihren Lebensunterhalt.
Umgangssprachlich ist sozial die Eigenschaft, auch das Wohl Anderer im Auge zu behalten, fürsorglich auch an die Allgemeinheit zu denken, umgekehrt die Fürsorge einer Gemeinschaft für das Individuum; dazu gehört ferner, gegenüber Untergebenen großmütig zu sein, gegenüber Unterlegenen ritterlich, gegenüber Gleich- und Nichtgleichgestellten hilfreich, höflich und taktvoll.
• Momo schafft Arbeitsplätze
• Momo bildet aus
• Momos dürfen und sollen Zivilcourage zeigen
• Die Betriebsstruktur ist auch für Mitarbeiter transparent
• Momo handelt partnerschaftlich auf allen Ebenen

§2 Ohne Umsatz – kein Idealismus
• Momo macht Umsätze, es gibt eine- zensierte- Orientierung an Kundenwünschen
• Vermeidung von Verlusten und
• bewusster Umgang mit Betriebsmitteln vermeiden sinnlose Ausgaben

§3 Authentizität
• Momos identifizieren sich- zumindest weitgehend- mit den Betriebszielen.
• Momos wirken mit an den
Unternehmenszielen und tragen zu deren Erfüllung bei
• Momos tragen Verantwortung, auch in besonderen Arbeitsbereichen
• Momos bilden sich weiter und können beraten
• Im Betrieb gibt es ausschließlich ökologische Produkte
• Die Betriebsstruktur ist insgesamt transparent
• Die Atmosphäre im Betrieb spiegelt das Unternehmen wider

§4 Momo handelt umweltverträglich
• Momo handelt ausschließlich mit Waren aus kontrolliert biologischem Anbau
• Momo fördert den ökologischen Anbau in der Region
• Momo vermeidet unnötige Transporte
• Momo verzichtet auf Flugware
• Momo zieht Verbandsware dem Standard-Bio vor
• Momo verkauft Fair-Handels-Bio-Waren
• Momo bevorzugt unverarbeitete, naturbelassene, vollwertige Lebensmittel
• Momo wirtschaftet ressourcenschonend und energiesparend
• Momo vermeidet Abfall und unterstützt Mehrweg
• Momo fördert den Erhalt der Diversität, der biologischen Vielfalt
• Momo lehnt Gentechnik in der Landwirtschaft ab
• Momo reduziert klimaschädigende Emissionen auf ein Minimum
• Momo versteht sich als Vollversorger und liefert auch nach Hause

§5 Momo handelt partnerschaftlich
• Momo ist ehrlich gegenüber ihren Partnern
• Momo ist durchsichtig; Umsatz, Aufschlag und Ertrag sind kein Geheimnis
• Momo schafft und erhält ökologische Arbeitsplätze
• Momo handelt mit ehrlichen Produkten, garantiert Transparenz
• Momo bezahlt faire Preise
Momos Partner sind
• reine Bio-Erzeuger
• Fachhandelstreue Hersteller und Lieferanten
• inhabergeführte oder genossenschaftlich strukturierte Betriebe
• dezentral handelnde Betriebe

§6: Alles ist relativ ! 🙃

rheinisch-ökologisch: momo-raoul im November 2020

Momo 2020 - made by Momo.

made by Momo- seit Ende 2018 gibt es wieder die Momo-Eigenmarke

In den 1980er-Jahren war es gang und gäbe, dass in Bioläden Ware aus Säcken, Kisten und Kanistern abgefüllt wurde. Manches wurde auch offen angeboten, wie zB Getreidekörner, Müslizutaten oder Tee. Alles dekorativ in Säcken, Tonnen oder Körben. Hygiene war damals noch kein Thema 😉

Verpackung an und für sich war allerdings auch da schon Thema. Vorbildlich rauften sich die Pioniere zusammen und starteten bundesweit mit acht (!) pfandfreien Mehrweggläsern. Drei Verteilstationen im Norden, Süden und Westen (für die Jüngeren: Osten war seinerzeit noch kein Thema), so dass die gesamte Biobranche nahezu altglasfrei dastand.
Leider nur von kurzer Dauer. Nicht, dass es nicht rentabel gewesen sei, zumal im Prägrünpunktium noch keine mehrfachen Entsorgungsgebühren anfielen.
Mit der Professionalisierung der „Müslis“ und der damit einhergehenden wachsenden Konkurrenzsituation- denn nun gab es plötzlich vergleichbare Produkte verschiedener Anbieter- wuchs das Bestreben einer Corporate Identity. Marken- Wiedererkennung spielten eine größere Rolle als Verpackungsoptimierung im Sinne der Umwelt. Einheitliche Gläserformen für alle Anbieter wären da eher hinderlich gewesen.

Plastikvermeidung war nicht wirklich ein Thema. Wohl gab es Weissagungen, dass kleinste Teilchen früher oder später durch die Nahrungskette wieder beim Verursacher landen würden. Die Ausmaße, wie sie heute sind, waren selbst Phantasten nicht vorstellbar.
Wobei allerdings zu Gute zu halten ist, dass die ökologischen Aspekte bei der Bewertung der Rohstoffe den Ausschlag gaben. Und hier ist Papier nicht a priori die bessere Wahl.

Ursächlich für die Eigenabfüllung war auch der Mangel an verpackten Produkten, denn vor allem regionale Produzenten hatten wenig endverbrauchertauglich verpackte Ware.
Das Abfüllen bei Momo entsprach in etwa einer Vollzeitstelle. Müsli mischten wir in einer Zementbütt, zum Honig abfüllen bedurfte es vor allem Zeit und Geduld. Ebenso beim Etiketten schreiben- natürlich handschriftlich- erst viel später kam die eDv zu Hilfe.

Neben Papier- und Zellglastüten gab es bald das „Momo-Pfandglas“. Wir kauften die Restbestände einer Molkerei, mieteten eine Garage um die Gläser zu lagern und schafften eine Spülmaschine an. So zierte das Momo-Logo bald viele weitere Produkte.

Zahlreiche Versuche, Verpackungsmüll zu sparen, waren ein echter Reinfall. Da gab es die Milch-Zapf-Anlage, doch waren die mitgebrachten Gefäße nie steril. Die Milch hielt selten länger als zwei Tage. Wegwerfen ist auch nicht öko!

Eine Abfüllanlage für Waschmittel ähnelte der Zapfanlage in einer Kneipe. Die Flaschen waren Pfandflaschen aus Plastik. Weil das Spüli aber so zäh floss, arretierten wir den Hahn. Leider verpassten wir aber stets den richtigen Moment, diesen wieder zu lösen, so dass der Laden regelmässig mit Waschmittel überflutet wurde. Sauber war das allemal, öko nicht wirklich.
Abfüllstationen für Körner, Nüsse und Trockenfrüchte sparten kaum Verpackung, sondern individualisierten die Portionierung. Es machte jede Menge anderen Müll und vor allem richtig Arbeit, das Ganze auf einem hygienisch akzeptablen Niveau zu halten.

Aussichten
Für gewöhnlich verfestigen sich Skandale nicht im Bewusstsein der VerbraucherInnen. Nach wenigen Monaten ist alles wieder beim Alten. Nicht so bei einschneidenden Ereignissen, wie Tschernobyl oder BSE. Heute führt der Plastikmüll zu dauerhaften Verhaltensänderungen: Der Anteil an Mehrweg steigt, vage geschätzte 30% in den vergangenen zwei Jahren.

• Plastikmüll wird auf mafiöse Art und Weise zu Geld gemacht, von Export bis zu so genannter thermischer Verwertung. Müll ist eine Gelddruckmaschine. Bei Mehrweg sieht das anders aus.
Eine Abfüllanlage, wie zB in einer der großen Molkereien, lässt sich nicht mal eben um solche Dimensionen erweitern. Es stehen jetzt große Investitionen an, die bisher so nicht erkannt wurden.
• Das Gewicht der Ware ist höher, so dass weniger geladen werden kann. Und das Leergut muss auch wieder zurück transportiert werden.
Der Transport lässt sich durch intelligente Orga minimieren- wenn nicht über hunderte von Kilometern unsinnig hin und her gekarrt wird- sondern die kürzeren Vermarktungswege: Aus der Region- Für die Region- genutzt werden. Regional einkaufen rechnet sich erheblich für die Umwelt!
• Der Aufwand im Hintergrund ist enorm. Abgesehen von unbezifferbaren Personalkosten, auch enorme Lagerkapazitäten für Mehrweg. Allein hier bei Momo um die 60qm Flächenbedarf.

Wir Momos bemühen uns weiter um die ökologischste Verpackung und weiten unsere Eigenabfüllung aus.

Zweifelsohne hat die Wegwerfgesellschaft keine Überlebenschance. Ganz ohne ökologischen Rucksack geht es aber nicht. Böse Zungen behaupten, die größten CO2-Verursacher seien die Menschen und das Übel müsse an der Wurzel gepackt werden 😉

rheinisch-ökologisch: momo-raoul im November 2019

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Momo 2019 - Verpackung.

Verpackungsmaterial macht richtig Sinn.

Es schützt vor Verderb, vor Aromaverlust, vor Schädlingen, vor Verlust durch Transport und Lagerung. Zudem ist sie- zumindest teils- wichtiger Informationsträger. Manche Dinge sind verpackungsfrei nicht umsetzbar.

Es geht also um die ökologischste Verpackung, dort wo sie unverzichtbar ist.
Wo ist sie unverzichtbar? Was ist die ökologischste Verpackung?
Dabei ist es nicht sinnvoll eine Verpackung allein aufgrund seines Materials zu beurteilen. Vielmehr ist es notwendig, die Verpackung im Zusammenhang mit ihrer Funktion zu bewerten, wobei der Einfluss auf die Haltbarkeit des Produktes weit oben steht.

Die Regel ist:
Je häufiger eine Verpackung verwendet wird, umso ökologischer ist sie.

Da mag unsere hauseigene Abfüllung ein kleiner Lichtblick am Horizont sein, aber auch das ist nicht kein Aufwand.
Ebenso wie es nicht kein Aufwand ist, wenn Du tagtäglich Deine Tupperdosen mit an die Käsetheke, deinen Baumwollsack mit an die Brottheke, deine Zuziehbeutel mit ans Gemüseregal, die Eierbox mit zu den Eiern und deine Jutetasche mit an die Kasse bringst. Das ist der Preis für umweltschonenden Einkauf. Wo es nicht ohne geht ist Mehr-Weg die Konsequenz um weniger endliche Ressourcen zu verbrauchen.

Momos kleines Verpackungs-ABC:

Altglas – Einwegverpackungen gehen, wie der Name schon sagt, nur einmal den Weg vom Hersteller über den Abfüller bis über den Ladentisch. Nur etwa 50 Prozent der Einwegflaschen kommen über die Glascontainer zurück an die Glashütte. Der Rest wandert in den Restmüll und damit auf Deponien oder in der Müllverbrennung.
Altglas wird mit hohem Energieaufwand eingeschmolzen um als neue Flaschen wieder befüllt werden zu können. Auf einen Liter Getränk sparen Mehrweg-Glasflaschen (bei 50 Umläufen) über 90 Prozent der Abfallmenge und benötigen 6 mal weniger Energie als eine Einwegflasche. Rund 99 Prozent der Mehrwegflaschen kehren zum Abfüller zurück.

Aluminium ist, trotz guter Lobby-PR, nicht wiederverwertbar. Anders verwertbar mag teilweise zutreffen. Dünne Folien verglühen bei der Schmelze oder bringen nur ein 2te-Wahl-Alu zu Tage (für weitere Parkbänke?). Aluminium ist die mit Abstand am wenigsten ökologische Verpackungsart, extremer Energieverbrauch als auch Umweltschweinereien höchsten Grades begleiten Abbau und Herstellung.
Zudem gesundheitlich fragwürdig, es ist inzwischen nachgewiesen, dass Aluminium bei Alzheimer eine Rolle spielt.

„Bioplastik“ – Macht es Sinn, Essen zu Tragetaschen zu verarbeiten? Tüten aus Stärke aus genetisch manipuliertem Monsanto-BT-Mais aus Sklavenanbau auf gerodetem Urwaldgebiet in 10.000 Kilometern Entfernung?
Zudem freut sich kein Kompostierwerk über diese Dinger, denn deren Rottezeit ist deutlich länger als die des organischen Abfalls.

Mehrweg ist die beste Lösung. Müllvermeidung steht vor Verwertung. Müllberge werden verringert, Ressourcen geschont, weniger Schadstoffe in die Luft geblasen und ins Wasser geleitet. Es lebt nur vom Mitmachen, auf allen Ebenen.
Fast 3/4 aller Getränke werden in Mehrwegsystemen angeboten. Eine Mehrwegflasche die gerade mal 4–5 Umläufe schafft, bringt für die Umwelt keinen Vorteil. Mineralwasser wird durchschnittlich 50 mal wieder befüllt bevor die Flasche zur Altglasverwertung kommt.
Lediglich ein Prozent der Flaschen geht aus dem Kreislauf verloren, meist beim Verbraucher durch Bruch, ebenfalls ein Prozent wird vom Abfüller aussortiert wegen Überalterung der Flaschen.

Papier hat ein gutes Öko-Image. 20% des weltweit eingeschlagenen Holzes wird zu Papier verarbeitet, womit der negativste Aspekt schon beleuchtet ist. Wasserverbrauch und Schadstoffemissionen bei der Herstellung halten sich in Grenzen, wenn das Papier in Deutschland hergestellt wird, hierzulande gelten die weltweit strengsten Regelungen zum Abwasser.
Papier aus Altpapier kann mit Schadstoffen aus Druckfarben belastet sein, ist also als Tüte für den Transport in Ordnung, aus gesundheitlicher Perspektive, nicht aber für Lebensmittel, nicht für langfristigere Lagerung.

PE, Polyethylen – Plastik hat ein schlechtes Image, was in Bezug auf die Ursprungssubstanz, Erdöl, sicher berechtigt ist; aber PE wird ohne weitere Umweltbelastung hergestellt.
PE verrottet irgendwann, wird es verbrannt tut es dies schadstofffrei. Jedenfalls wenn keine Stabilisatoren o.a. eingebaut wurden, was EU-weit Standard ist.

PP, Polypropylen ist im Gegensatz zu PE härter, deshalb für stabile Verpackungen tauglich, z.B. bei Joghurtbechern, dafür aber von der Umweltbilanz nicht ganz so astrein.

PET- Flaschen emittieren Schadstoffe. Selbst in säurearmem Wasser sind nach relativ kurzer Zeit Spuren im Lebensmittel nachweisbar.

PVC gibt ebenfalls Stoffe in die Produkte ab, insbesonders bei fetthaltigen und sauren Produkten wie Milch, Öl oder Saft. PVC bzw. Vinylchlorid kann beim Menschen Krebs erzeugen und wirkt erbgutverändernd. Auch andere Ausgangsstoffe der PVC-Herstellung sind bedenklich. Die enthaltenen Weichmacher gelangen über Atem, Speichel oder Hautkontakt in unsere Körper. Mit allen gesundheitlichen Konsequenzen die aufzuzählen einen längeren Atem benötigte.

Weißblechdosen & -Tuben sind energetisch nicht dramatisch; das Problem ist, dass sich Stoffe aus der Beschichtung in den Dosen lösen, je nach Säuregehalt des Produkts schneller oder langsamer.

Oops, schon kein Platz mehr. Dabei gibt es noch so viel zu dem Thema zu sagen. Siehe Verpackung, da ist mehr Space.

rheinisch-ökologisch: momo-raoul im November 2018

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Momo 2018 - 35 Jahre Momo - 50 Jahre nach 1968.

Momo feiert ihren 35sten, das ereignisreiche 1968 seinen 50sten Geburtstag. Jenem Zeitgeist entsprang, auf der Suche nach Wegen gegen Industrialisierung, Monopolisierung und Materialismus, auch die Naturkost- und Umweltbewegung. Bio heute ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen, mit immerhin etwa 5% des Lebensmittelumsatzes in Deutschland.

Doch inzwischen sind es die konventionellen Ketten die vom einstigen Nischenprodukt mehr verkaufen als die Fachgeschäfte, die Bioläden. Natürlich ist es super wenn mehr Bio gekauft wird. Das bedeutet weniger Chemie auf den Feldern, weniger Tierqual, weniger Nitrate im Trinkwasser. Mehr Lebensqualität. Bei näherer Betrachtung jedoch ist Skepsis berechtigt. Bio-Monokulturen, Bio-Gentechnik, Bio-Preisdiktat, Bio-Ausbeutung- das ist nicht im Sinne des Erfinders.

Manche Großen der Branche- und auch jene die nur behaupten, der Branche anzugehören und sowieso und schon immer nichts anderes als gesunde Lebensmittel für glückliche Menschen in einer intakten Umwelt im Schilde führten- arbeiten mit identischen Methoden jener Lebensmittelindustrie, die sich in den letzten Jahrzehnten als kompromisslos profitorientiert und ethikfrei outete.
Hier reduziert sich Bio-Handel darauf, dass sich sesselfurzende Vorstandsmitglieder gegenseitig den Reibach in steuerfreie Paradiese schieben. Reibach im Sinne von zu Unrecht erworbenen Gewinns, zu Unrecht im Sinne von ausbeuterisch.

Auch so manche old-school-Bio-Marken sind inzwischen mehr Schein statt Sein. Inhaber sind längst nicht mehr die Pioniere, die einst in der Badewanne Sprossen zogen oder in der Speissbütt‘ Müsli mischten.
Es sind Supply Chain Manager die die Produktion outsourcten um durch die Wahl der worldwide cheapest-human-recources den Cashflow zu optimieren und den Venture-Capitalists mit einer win-win-Perspektive und maximalen Dividenden weitere Investments propagieren.

Gegen Kurzsichtigkeit und Gier gibt es keine Siegel, auch kein europaweites Biosiegel. Denn der gewinnmaximierungsorientierte Handel schert sich nicht um Qualitäten, Regionalitäten, Diversitäten, Sensibilitäten. Es muss auf riesigen Flächen genormte Ware auf Termin zu ruinösen Preisen bereit stehen. Irgendjemand wird derart Bio produzieren; regional, national, international, scheissegal.

Haben wir 35 Jahre lang Mist gebaut? Hauptsache Bio, Hauptsache Umsatz- oder was? Klares Nein.

Es gibt sie. Es gibt eine wachsende Zahl Unternehmer, denen anderes als der höchstmögliche Ertrag mit dem geringst möglichen Aufwand wichtig ist. Dank der vielen Millionen Euro Umsatz haben diese Idealismus-Kapitalisten eine effektive, wachsende Marktmacht.

Alternativer Handel ist weit mehr als Bio-Anbau. Wir tragen soziale und ökologische Verantwortung. Praktizieren fairen Umgang mit Mitarbeitern, respektvolles Begegnen der Handelspartner auf Augenhöhe, Ressourcen schonenden, vor allem regionalen Handel, vermeiden unnütze Transporte und wählen die ökologischste Verpackung.

Die beste Chance bei Momo ins Sortiment aufgenommen zu werden haben reine Bio-Produzenten deren Vertriebswege sich auf den Fachhandel beschränken.
Es ist nicht glaubwürdig wenn ein Hersteller auch konventionell produziert und es ist ein Orientierungsverlust wenn Bio-Produkte über konventionelle Handelsstrukturen vermarktet werden, also im konventionellen Einzelhandel oder über Onlinedienste, welche sich um andere Aspekte als den Ertrag wenig Gedanken machen.
Die deutlich meisten Produkte die Ihr bei Momo findet entsprechen in etwa diesen Kriterien. Ohne Kompromissbereitschaft wären die Regale deutlich weniger gefüllt. Doch tun wir uns bei manchen Marken nicht schwer, sie auszulisten; bei anderen braucht es Zeit um seriösen Ersatz zu finden.
Authentische Marken fördern wir durch perfekte Regalplatzierung, durch Beratung, Verkostungen und auch Sonderpreise.

Der Mehrwert durch sozialen und ethischen und ökologischen Handel war, ist und wird stets das Ziel von Momo sein. Damit wir auch morgen noch schamlos in den Spiegel schauen können.
Dazu bedarf es vor allem Menschen wie Dich, die unseren nicht unerheblichen Aufwand zu schätzen wissen.
Danke dafür. Auf die nächsten 35 !
Ein reichhaltiges 2018 wünschen Euch die Momos !

rheinisch-ökologisch: momo-raoul im November 2017

Momo 2017 - Lagertipps.

länger frisch = weniger wegwerfen

Lebensmittel sind lebendig. Oder zumindest sollten sie es sein. Es gibt fragwürdige Methoden, dieses Leben künstlich in die Länge zu ziehen- mittels Gift oder genetischer Manipulation,…
Weggeworfen wird zweifelsohne zu genüge, doch wenn es auf Kosten von Geschmack und vor allem auf Kosten der Gesundheit geht, sind Alternativen angesagt.

Da wird eine verschimmelte Bio-Orange zum Aha-Erlebnis denn- so ärgerlich es auch sein mag- ist es immerhin der Beweis für ein unbehandeltes Lebens-Mittel. Kein Natamycin, kein Methylbromid, keine radioaktive Bestrahlung oder was sich die Industrie sonst noch einfallen lässt zur Verfallsverzögerung mit Risiken und Nebenwirkungen.

Die relevanten Faktoren natürlicher Lagerung:

Temperatur
Kälte bzw. Wärme steuert den Reifeprozess, kann also zur Verlangsamung bzw. Beschleunigung eingesetzt werden.
Der Kühlschrank ist also meistens der richtige Aufbewahrungsort. Außer bei Auberginen, Bohnen, Gurken, Kürbis, Paprika, Tomaten und Zucchini. Die vertragen keine Temperaturen unter 8°C. Zu kühl gelagert wird die Zellstruktur zerstört, d.h. Gurken und Zucchini werden weich, Tomaten glasig und fade.
Exoten wie Avocados, Bananen, Mangos und auch Melonen mögen es keinesfalls unterhalb 10°. Ananas werden glasig und alkoholisch, Avocados braun und muffig.
Anderes Obst & Gemüse hält sich bei niedrigeren Temperaturen am längsten. Kiwi, Birnen und Aprikosen werden dadurch sogar erst genussreif. Auch Pilze mögen es sehr kalt.

Feuchtigkeit
Kälte entzieht Feuchtigkeit. Darum ist es am besten, die Lebensmittel in Papiertüten oder perforierten Plastiktüten aufzuheben, damit sie ihr Wasser behalten.
Pilze und Blumenkohl ausgenommen, die mögen es gar nicht feucht. Hier schützt die Verpackung vor fremder Feuchte. Auch Bohnen leiden unter Nässe und werden fleckig, „rostig“.

Reifegase
Separate Verpackung hat zugleich den Vorteil, dass die Sorten sich nicht gegenseitig bereifen. Jedes Obst und Gemüse scheidet das Reifegas Ethylen aus. Dies ist ein normaler Prozess der Alterung. Manche Sorten geben davon besonders viel ab, manche reagieren besonders empfindlich.
Vor allem Äpfel und Birnen, Bananen, Kartoffeln, Melonen, Steinfrüchte, Tomaten und Zwiebeln, sowie alle besonders reifen Früchte verströmen davon reichlich. Das macht vor allem ethylenempfindlichen Sorten zu schaffen. Brokkoli wird gelb, Gurken und Tomaten glasig und geschmacklos, Äpfel schrumpelig, Möhren werden bitter und Kartoffeln und Zwiebeln beginnen frühzeitig zu keimen.
Besonders ethylenempfindlichen Sorten sind
Blumenkohl, Brokkoli, Wirsing, alle Kohlarten; Chicorée, Salate, Spinat, Tomaten und
Äpfel, Aprikosen, Avocados, Bananen, Birnen, Kiwi, Mango, Melonen, Pfirsiche, Pflaumen.

Licht, Luft, Gerüche
Licht spielt auch eine Rolle beim Lagern. Einige Sorten sind UV-empfindlich, vor allem Kartoffeln und Zwiebeln. Dadurch wird die Keimbildung beschleunigt, sie treiben aus. Zudem bilden Kartoffeln Solanin. Dies zeigt sich in den grünen Stellen an der Kartoffel und diese müssen großzügig entfernt werden.
Manche Früchte nehmen leicht gegenseitig Aromen an, vor allem bei Zwiebelgewächsen, bei Kohl und bei Melonen kann das böse Überraschungen mit sich bringen.
Reifende Früchte bilden Kohlendioxid. Äpfel in einer Tüte, die nicht ganz verschlossen ist, werden sehr lange halten, weil Sauerstoff entweicht und im Kohlendioxid reifen sie nur sehr langsam.

Übrigens
• Manche Früchte reifen nach, andere nicht. Klimakterische Früchte reifen nach: Äpfel, Aprikosen, Avocados, Bananen, Birnen, Feigen, Kiwis, Mangos, Pfirsiche, Pflaumen, Tomaten,…
Nichtklimakterische Früchte sind Ananas, viele Beeren, Gurken, Zitrusfrüchte und Trauben.
• Übrigens auch bereits gekochte Speisen sind im Kühlschrank am besten aufgehoben. Die sollten aber vorher abgekühlt sein, sonst kostet das unnötig Energie. Ausnahme: Pilze und Spinat, die sollen zügig abkühlen damit sie wieder aufgewärmt werden dürfen.
• Brot hat im Kühlschrank nichts zu suchen, es verliert an Geschmack und wird altbacken. Brot gehört in einen Baumwollsack oder in Papier. Optimal auch in unlasierte Tonbehälter, aber der muss alle 2-3 Tage mit Essigwasser gereinigt werden.
• Eier mögen keine Temperaturwechsel, denn wenn sich Kondenswasser auf der Schale bildet wird die natürliche Schutzschicht abgewaschen und die Haltbarkeit reduziert sich wesentlich. Also entweder immer kühl oder immer unkühl lagern.
• Ähnlich ist es mit der Wachsschicht bei Trauben und Pflaumen und bei manchen Apfelsorten. Eine natürliche Schutzschicht gegen Austrocknung. Essen.
• „Grünzeug“, also Möhrengrün oder Rübenstiel etc., entzieht der Frucht Feuchtigkeit, also alsbald entfernen; meistens ist es essbar, nur Mut.
• Spargel, wie auch frische Kräuter oder Rauke, Bärlauch, freuen sich über einen kühlen Platz und feuchten Wickel. Kräuter mögen es auch wie Schnittblumen in Wasser, aber vorher anschneiden; Bakterien setzen die Kapillaren zu und das Kraut wird schlapp.
• Grüne Schale bei Zitrusfrüchten ist weder ein Zeichen von Gift noch von Unreife. Erst wenn es im Anbauland unter 15° abkühlt, werden Zitrusfrüchte rot oder gelb weil erst dann das Chlorophyll abgebaut wird. Daher sind tropische Zitrufrüchte, wie Limetten, fast immer grün.
• Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist wenig aussagekräftig, was die tatsächliche Haltbarkeit von Lebensmitteln angeht. Die „spezifischen Eigenschaften“ eines Produktes sollen bis zu diesem Zeitpunkt, „unter angemessenen Aufbewahrungsbedingungen“, weitgehend erhalten bleiben. So, in etwa, die Deutsche Lebensmittel-Kennzeichnungsverordnung.
Die Angabe des Datums ist allein Sache des Produzenten; hier gibt es keine weitere behördliche Regelung. Ebenso keine Regelung was den Verkauf nach Ablauf dieses Datums betrifft.
Vertraue auf Deine Sinne: Riechen, schmecken, sehen. Ein Getreidekorn ist auch nach 1000 Jahren noch verzehrsfähig, ein Sauermilchprodukt auch noch 2 Wochen nach Ablauf. Aufmerksamkeit ist bei verarbeiteten Lebensmitteln angebracht. Mehl verliert seinen Nährwert, gemahlene Gewürze neigen zu Verkeimung,…
Ein „Verbrauchs-“ bzw. „Verfallsdatum“ hingegen ist behördlich geregelt. Nach Ablauf des Datums dürfen solche Produkte nicht mehr in Verkehr gebracht werden. Dazu gehören zB Frischfleisch und -fisch. Laut Verordnung „sehr leicht verderbliche Lebensmittel, die nach kurzer Zeit eine unmittelbare Gefahr für die menschliche Gesundheit“ darstellen.

Resümee
Lebensmittel separat einpacken. Die meisten mögen’s feucht. Außer Exoten alles in den Kühlschrank. Und noch etwas: Am besten immer nur so viel einkaufen, wie auch innerhalb kurzer Zeit verzehrt wird.
Und wenn Dir mal wieder eine Orange über Nacht verschimmelt: Nicht enttäuscht sein. Gutes Zeichen! Denn immerhin, die Fähigkeit zu schimmeln beweist, dass es sich um ein lebendiges Produkt handelte 😉

Zu Momos Lagertipps

Ein friedvolles 2017 wünschen Eure Momos !

momo-raoul, im November 2016

Momo 2016 - 33 Jahre Momo und kein bisschen Langeweile

Ein Markenzeichen von Momo ist, dass wir unzählige Hersteller, Händler, Landwirte, Imker, Mostereien, Winzer, Bäcker- regional, national, international– persönlich, teilweise seit Jahrzehnten kennen.

Bio-Anbau an und für sich ist schon ein wesentlicher Antrieb: natürlich, nachhaltig, gesund, ressourcenschonend, gentechnikfrei, und so weiter. Weitere Aspekte wie zum Beispiel Fairness oder Regionalität oder Abfallvermeidung und vieles andere sind uns sowie manchem unserer Geschäftspartner ebenfalls ein wesentliches Anliegen. Diese Punkte werden jedoch, was die Bio-Zertifizierung angeht, höchstens am Rande betrachtet.

Fairer Umgang zwischen den Handelsstufen
Im Machtkampf der „Großen“ im Lebensmitteleinzelhandel ordnet sich alles Tun dem Preis unter. Die Folgen sind eigentlich bekannt und finden allseits wenig Befürwortung, was sich aber nicht etwa in einem Boykott ausdrückt, denn faire Handelspartnerschaften kosten mehr Geld, also sind letzten Endes die Produkte teurer.
Fair in diesem Sinne ist zum Beispiel unser Lieferant Weiling, der mit seinen Obst- & Gemüsebauern eine Mindestmenge zu einem gemeinsam vereinbarten Mindestpreis garantiert. Da wird also nicht auf irgendeiner Börse um das billigste Produkt gefeilscht, es ist eine zuverlässige langfristige Partnerschaft. Hinzu kommen kurzfristige Zahlungsziele. Darauf lässt sich aufbauen, das schafft Sicherheit, nicht zuletzt drückt es sich auch in der Qualität der Produkte aus, denn es schafft Raum für das Wesentliche, den Anbau.

Neben den regionalen Partnern hat Weiling, für die Versorgung außerhalb der hiesigen Saison, ein europaweites Netz von bioladen* Erzeugern für den Obst- und Gemüsebereich aufgebaut. Mit dem Ziel, nicht nur rückstandsfreie Produkte, sondern eine rückstandsfreie Produktion unter Beachtung sozialer Werte zu schaffen.
Handelsmarken haben üblicherweise keine andere Funktion als identische Produkte mit einem anderen Image zu versehen um sie teurer zu vermarkten. Unter der Marke bioladen* findet sich eine Vielzahl an Produkten, die allesamt weitreichenderen Kriterien folgen.
So sind die Tomaten aus der bioladen*- Passata stets von den gleichen Landwirten, der Hartweizen der bioladen*-Pasta immer der gleiche, der Honig immer vom gleichen Imker.
Die Marke bioladen*-Fair geht noch einen Schritt weiter. Die Bauern und Plantagenangestellten erhalten- ohne Abzüge für einen Verwaltungsapparat- einen festgeschriebenen, relevanten Erlösanteil und es werden Entwicklungsprojekte, vor allem Bildung, vor Ort unterstützt. Im Gegenzug erhalten wir Cashewnüsse aus Burkina Faso und Ingwer aus Peru und Bananen aus der Dominikanischen Republik.

Viele Pioniere der Branche blicken über den Tellerrand hinaus und denken weiter als bis zum Ende der Legislaturperiode. Wir bemühen uns diese Hersteller bei Momo besonders zu präsentieren, zum Beispiel im Regal in Augenhöhe. Diese umsatzstärkste Zone wird gewöhnlich für die ertragsreichsten Artikel benutzt, wir nutzen sie für die Inhaltsschwangersten.

Die Regionalität bzw. Transportvermeidung
Dass die Branche weiter wächst, in Prozentwerten bei denen sich so manche Lebensmittelhandelskettenmanager die Augen reiben dürften, ist ein gutes Zeichen. Oder? Ja, aber…
…aber, denn es wachsen nicht regionale Anbauflächen sondern der Import von Bio-Produkten; damit bleibt ein gutes Stück der positiven Auswirkungen des Bio-Anbaus auf die Umwelt, durch erhöhte Transportaufkommen auf der Strecke.
Eine Folge des Einkaufsverhaltens vor allem der „Großen“, der Bio-Filialisten und Lebensmittelketten. Weite Transportwege haben deutlich weniger Einfluss auf den Endpreis wie z.B. höhere regionale Gehälter. Wenige weit entfernte zentrale Warenlager sind günstiger als dezentrale regionale Strukturen. Der Einkauf en gros international ist billiger als das Klein-Klein in der Region. Ware aus dem Ausland ist meist preiswerter und der Kampf um Bio-Marktanteile findet in gleichem Maß statt, wie wir es von den Konventionellen kennen. Es ist lachhaft aber eigentlich traurig, wie sich einstige Freigeiste, die antraten um unsere Welt ein kleines Stückchen besser zu machen, nun wie die Kinder im Sandkasten sich gegenseitig die Schüppe um die Ohren hauen.

Ich schweife ab. Das war der Absatz aber durchaus wert.

Wir bemühen uns stets um Regionalität, wobei „Region“ nirgends definiert ist.
Übrigens, anders als unsere national tätigen Mitbewerber- auch unsere Bäcker verwenden Getreide aus unserer Region und von immer denselben Landwirten. Produkte, die im näheren Umfeld nicht verfügbar sind kommen dann von etwas weiter weg- das macht den Kohl nicht fett. Ob der Landwirt nun für ein paar Kisten zu uns kommt oder der Großhändler für ein paar Hundert, es relativiert sich was den „ökologischen Rucksack“ angeht. Ausschlaggebend ist, dass die Produkte die regional verfügbar sind, nicht von weither angekarrt werden bloß wegen ein paar Cent günstiger.

Da fällt mir ein- Statistiken. Die Umweltbilanz des Apfels. Welcher Lobbyist hat da wieder seine Finger im Spiel gehabt? Ja, Äpfel werden gelagert. Lagern kostet Energie. Wenn die dann zig Monate lagern kostet es so viel Energie wie der Transport aus weit entfernten Regionen. Richtig, das ist bei vielen hängengeblieben, regional, international, scheißegal; aber doch nicht die übrigen 11 Monate!

Die Verpackung bzw. Abfallvermeidung
Oft wird kritisiert dass es bei Momo so viel Plastik gibt. Denn es trat ins Bewusstsein, dass der Müll den wir produzieren ja nicht „weg“ ist sondern nur wo anders, ob als Plastikmüllinsel im Ozean oder als Nanopartikel in uns selbst. Wer sich mit dem Thema ernsthaft auseinandersetzt wird sich über dessen Komplexität wundern.
Die Bio-Branche ist keineswegs untätig, doch es braucht Zeit und Eigeninitiative.
Zeit, weil es keine Bioverpackungsmaterialindustrie gibt und so müssen Alternativen erst entwickelt werden.
Eigeninitiative, weil der umweltbewusste Einkauf mit Aufwand und Planung auch auf Seiten des Verbrauchers verbunden ist. Wir freuen uns über jede Tupperdose an der Käsetheke, über jeden Baumwollsack für Brot und Obst & Gemüse. Das ist aktiver Umweltschutz. Alles andere ist Polemik.

Im Prinzip lässt sich sagen, je öfter ein Produkt, fast egal aus welchem Material, verwendet werden kann, desto ökologischer ist es. Die Pfandflasche ist besser als die Tüte, die Baumwolltasche besser als die Plastiktüte, die Plastiktüte besser als die Papiertüte.
Irgendjemand hat da mal eine Statistik manipuliert, die in der negativen ökologischen Bilanz der Pfandflasche im Vergleich zur Wegwerfpackung resultierte. Humbug. Pfand ist besser, nicht egal wie weit die Flaschen schließlich transportiert werden, aber wer will schon Milch aus China…

Puh, so weit aus dem Nähkästchen. Hinter den Kulissen bewegt sich viel und es wird, auch nach 33 Jahren, kein Stück langweilig. Da gäbe es noch reichlich zu übermitteln, das machen wir dann persönlich oder Ihr amüsiert Euch auf bioladen.com

Danke für Euer Vertrauen: momo-raoul, November 2015

Fairer Handel
Verpackung
Regionalität

Momo 2015 - Fairsprechen

‚Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker‘ (Che Guevara)

FAIR darf jeder alles nennen, anders als beim geschützten „bio“.
Was also zeichnet ein FAIRES Produkt aus?

Fairer Handel ist ein komplexes Thema. Fair kann sich jeder auf die Fahne bzw. Tüte schreiben, es gibt weder gesetzlichen Schutz noch -Regelungen.
Bei Google erhalte ich 4,71 Milliarden Treffer. So fair ist die Welt ganz und gar nicht. Aber es gibt seriöse Netzwerke mit einem gemeinsamen Siegel. Und viele Bio-Projekte bemühen sich, den Handel mit der so genannten ‚Dritten Welt‘ anders und besser zu machen: Auch kleine Fairsuche ergeben einen Sinn und sind besser als die tagesordnungsübliche ruinöse bis mortale Ausbeutung.
Allein schon die Bezeichnung ‚Dritte Welt‘ bezeugt die ignoranzgeschwängerte Einstellung jener, die aus den ‚entwickelten‘ Ländern auf die ’noch zu entwickelnden‘ herabsehen.
Da ist jeder noch so kleine Schritt gegen kolonial anmutende Zustände ein Licht am Horizont.

Geboren ist die Idee Hand in Hand mit der Biobewegung, aus dem Wunsch heraus, Mitmenschen und Umwelt nicht auszubeuten; es anders zu tun; Früchte der 68er.
Es geht im Kleinen darum, gerechte Strukturen und soziale Standards zu schaffen wie sie hierzulande noch selbstverständlich sind; im Großen darum, die ruinösen Auswirkungen von Weltwirtschaft, Spekulation sowie die Machenschaften multinationaler Konzerne zu umgehen.
In den Anfängen dieser Solidaritätsbewegung handelten wir vor allem die klassischen ‚3-Welt-Waren‘ wie Kaffee, Tee, Bananen, Zuckerrohr, Honig. Es gab noch kein ‚bio UND fair‘, das kam erst viel später; denn ein Kleinbauer konnte es sich nicht leisten diesen Aufwand (Kontrollen, Zertifikate, Schadstoffanalysen) zu finanzieren, allerdings ebenso wenig die Plantagen mit Pestiziden zu verseuchen.

Persönliche Gesundheitsinteressen stehen nicht an erster Stelle: Jahrelang haben wir uns mit derber Nicaragua-Kaffee-Röstung die Magenschleimhäute fairätzt, aus Solidarität mit Kleinbauernkooperativen in Lateinamerika.

Finanzielle Interessen stehen ebenfalls nicht im Mittelpunkt. Der faire Handel setzt sich dafür ein, dass für Kaffee und Tee, Kakao und Schokolade, Bananen, Exoten und Gewürze gerechte Preise bezahlt werden. Um ein menschenwürdiges Dasein zu ermöglichen. Denn das ist keineswegs selbstverständlich.

Zu einem Produkt, dass den Namen “fair” verdient, gehören Kriterien wie Vorfinanzierung, Mindestpreis- und Abnahmegarantien, Verbot von Kinderarbeit, Entlohnung die ein menschenwürdiges Leben ermöglicht, Vereinigungsfreiheit der Arbeiter:innen, Zugang zu Schulen, zu medizinischer Betreuung und nicht zuletzt unabhängige Kontrollen dieser Standards.

Eure Almosen könnt ihr behalten – wenn ihr gerechte Preise zahlt

Das ‚Forum Fairer Handel‘ ist das Deutsche Netzwerk zum Thema.
Hier sitzen viele Pioniere der Bewegung an einem Tisch. Akteure wie Transfair, Banafair, Weltladen-Dachverband oder GePa sind dort Mitglied. Sie alle arbeiten mit dem ‚offiziellen‘ Fair-Trade-Logo und dem dahinter stehenden Zertifizierungssystem, entsprechend den o.g. Kriterien. Details findet Ihr auf deren Websites.
Es geht nicht darum, Geld oder Ware zu spenden. Im Gegenteil, Geschenke zerstören dort die regionale Wirtschaft und schaffen neue Abhängigkeiten. Ziel ist- auch- der gegenseitige Nutzen auf Basis eines partnerschaftlichen Umgangs auf Augenhöhe.

Solchen Umgang suchen wir Momos nicht allein bei unseren Partnern in der südlichen Hemisphäre. Ob bei Momo intern, im Umgang mit Euch, unseren nettesten Kunden, als auch bei unseren Vorlieferanten steht genau dies im Mittelpunkt.

Fairer Handel

Ein besonders faires 2015 wünschen Eure Momos !
momo-raoul, im November 2014

Momo 2014 - ein richtiger Bioladen.

Manche sagen, Momo sei ein „richtiger“ Bioladen.

Ein was?
Trotz der räumlichen Größe, der riesigen Auswahl und der vielen Menschen, sei es warm hier. Anders als anderswo. Es rieche gut. Und vor allem, es sei immer gute Stimmung unter den Momos. Ein Widerspruch zum Klischee „Supermarkt“, welcher Momo zweifellos ist- wie sich Momo aber bewusst nicht nennt.
Diese Wärme ist für viele ein Grund zu Momo zu kommen. Für andere hingegen hat das etwas beängstigendes. Zu viel Nähe. Dabei muss heute kein Kunde mehr mit uns Grundsatzdiskussionen über Umwelt oder Vollkorn führen; könnte es aber.

Momo versteht sich auch nach 31 Jahren noch als Alternative. Alternative wozu oder wogegen eigentlich?
Früher gab es klare Fronten; zum Beispiel zwischen Ost-und Westblock, zwischen Kapitalismus und Sozialismus, zwischen einer bürgerlich- konservativen Gesellschaft und der Alternativbewegung. Heute liegen die Grenzen im Diffusen.

Was heißt den eigentlich „alternativ“? Mein ehemaliger Deutschlehrer (‚Raoul, komm mal aus deiner linken Ecke an die Tafel‘) bestand auf der Definition, dass alternativ stets nur den Unterschied zwischen zwei Dingen darstellen könne und somit auch nur im Singular zu benutzen sei. Das Leben möge ihn gestraft haben (kam ich doch stets nicht über ein ‚mangelhaft‘ hinaus, tröste mich mit der Tatsache ein eigenes Deutsch entwickelt zu haben- Einstein hatte ja auch nur eine fünf in Mathe), denn es gibt sie, die Alternativ-Mehrzahl.

Diese Alternativen sind heutzutage aber anders besetzt, denn Naturkost hat sich, wenn nicht zum Mainstream entwickelt, so doch in der Mitte der Gesellschaft angesiedelt. Die Gründe für das Aufsuchen eines Bioladens sind vielfältig, denn Naturkost war und ist eine von vielen Ausdrucksformen einer wachsenden Masse Mensch, die ein Bewusstsein für ökologische Zusammenhänge entwickelt. Es hat sich rumgesprochen dass Umweltverschmutzung und Industriefutter nicht ohne Folgen für die Gesundheit bleiben, dass Abfall nicht ‚weg‘ ist, wenn er in der Tonne landet und dass Atomkraft keine saubere Energie ist. Wahre Bewusstseinsschübe bewirkten Skandale wie BSE, als sich die Nahrungsmittelindustrie ethikfrei präsentierte, Zehntausende Nutztiere europaweit abschlachtete. Zu den aktuelleren traurigen Highlights zählen die Müllberge aus Plastik, im großen im Pazifik, im kleinen in heimischen Seen und Flüssen und damit auch in der Nahrungskette.

Das erklärt aber noch nicht, warum Momo ein „richtiger Bioladen“ unter der Vielzahl an Verkaufsstellen für Naturkost ist.

Die soziale Frage ist ’nicht von den ökologischen Herausforderungen zu trennen‘
(Jutta Ditfurth)

Ursprünglich, die Älteren unter Euch werden sich erinnern ;-), war Momo ein selbstverwalteter Betrieb. Der Anspruch lautete in etwa, ohne Berücksichtigung von Geschlecht, Hautfarbe, Kultur, Bildung, gleichberechtigt in einem Betrieb zu arbeiten der denen gehört, die darin arbeiten. So die Theorie.
In der Praxis verhielt es sich in etwa so wie mit der freien Liebe zu Flower-Power-Zeiten: Die sexuelle Freizügigkeit war nicht derart stark ausgeprägt wie es in konservativen Medien jener Zeit, in einer Mischung aus Faszination und Empörung, dargestellt wurde. Ebenso wenig waren die Momos alle gleich, trotz kollektiver Struktur und kommunistischer Tendenz, sondern eben genau wie befürchtet: unterschiedlichen Geschlechts, Hautfarbe, Kultur, Bildung,…
Das Bewusstsein keimte, dass im Zentrum aller Alternativen bzw. ökologischer Zusammenhänge der Mensch steht. Allerdings ist das ein Spagat, zwischen Ellenbogengesellschaft und sozialem Verhalten. Das bekommt niemand in die Wiege gelegt, sondern muss mühsam erarbeitet werden. Im Sandkasten mag es einfach sein: Wenn Du mir mein Förmchen klaust, gibt’s ein paar hinter die Löffel und die Sache ist geregelt.
Wenn es darum geht, in einen Betrieb gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen, bedeutet das, Eigennutz und Rücksichtslosigkeit abzustellen. Was vollends nie funktionierte, teilweise auch berechtigt, nur damals in der falschen Reihenfolge. Denn ein Unternehmen kann nur so viel an sozialen Leistungen bringen, wie es dazu wirtschaftlich in der Lage ist.

Frei nach JFK: frage nicht, was Dein Laden für dich tun kann, sondern was Du für deinen Laden tun kannst

Mit der Besinnung auf diese Orientierung- der Laden ist der Arbeitgeber, die Menschen darin die Arbeitnehmer- hat Momo eine unikate Struktur entwickelt, die auch heute noch wächst.
Es gibt eine flache Hierarchie, grob umrissen: 2 Chefs, 25 Mitarbeiter, 5 Auszubildende. Ob darunter jemand eine ‚höhere Position‘ inne hat, ist allenfalls eine Frage des Talents, des Engagements, der Dauer der Betriebszugehörigkeit und mit all dem einhergehend, des Wissensstands. Was sich allerdings nur geringfügig in einer Differenzierung der Entlohnung auswirkt.
Die Anforderungen sind den damaligen ähnlich. Qualifikation, Bildung, Schulabschluss, sozialer Status sind sekundäre Aspekte. Soziale Kompetenz, also Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit, für Kolleginnen und Kollegen einzustehen, das Wohl der Kunden und des Betriebs im Fokus zu haben, persönliche Interessen nach hinten zu stellen sind weit wichtigere Aspekte einer funktionierenden Gruppendynamik.

‚Opportunismus ist zum Kotzen, aber er ist kein Monopol der Politiker‘ (Helmut Schmidt)

Was nicht bedeutet, dass sich der Betrieb nicht auch an persönlichen besonderen Fähigkeiten sowie an persönlichen besonderen Umständen orientiere. Diese lassen sich mit der wachsenden Zahl der Mitarbeiter meist auch besser kompensieren.
Anders als heute, wäre in den 1980-er Jahren niemand auf die Idee gekommen, sich im Bioladen zu bewerben, wenn nicht wenigstens eine Affinität zu alternativen Lebensformen bestünde. Unterentwickelte Denkweisen, was die soziale Kompetenz betrifft, gibt es überall und schon immer. Vermutlich hatten aber jene Menschen, die sich als alternativ bezeichneten, von vorne herein ein intensiveres Zusammengehörigkeitsgefühl (gepaart mit gemeinsamen Feindbild).
Was die Arbeit in der Gruppe aber nicht vereinfachte. Eigenverantwortliches Arbeiten sowie die Fähigkeit, aus Talenten Kompetenzen zu entwickeln, muss erlernt werden und ist die Basis für ein Mitwirken im Betrieb Momo.

Erklärt das jetzt, warum Momo ein „richtiger Bioladen“ unter der Vielzahl an Verkaufsstellen für Naturkost ist?

Das Momo-Team dankt für Eure Treue und wünscht ein hervorragendes 2014 ! momo-raoul

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Momo 2013 - 30 Jahre Momo.

Der Anfang
Die ersten Bioläden entstanden in den 1970-er Jahren. Das Sortiment bestand aus Lebensmitteln aus traditionellem Anbau, Produkten aus fairem Handel sowie Artikeln des alternativen Daseins, z.B. Umweltschutzpapier und Bücher.
Manchmal verstand man sich auch als Second-Hand-Geschäft.
Lebensmittel wurden meist in Säcken angeboten und lose verkauft oder, wie bei Momo, in Tüten und Gläsern verpackt, liebevoll etikettiert und im Regal präsentiert. Aus dieser Zeit stammt auch das Momo-Müsli, das Du noch heute in unseren Regalen findest.

Müsli war das Kernprodukt jedes Bioladens und gleichzeitig ein Synonym jener Zeit; „Müsli“- oft als abwertende Bezeichnung für Menschen einer Generation auf der Suche nach Alternativen zu der wachsenden Industrialisierung unserer Nahrung. Auch im Sinne von umwelt- und menschenfreundlicheren Umgangsformen.
So waren Bioläden nicht nur Lebensmittelgeschäfte, sondern kommunikative Treffpunkte und Multiplikatoren für politische Gruppen und deren Basisarbeit.
Hier in Bonn gründeten wir die „Regionalgemeinschaft Naturkost“ um die Kommunikation zwischen den LadnerInnen sowie den Handelsstufen zu verbessern, gemeinsam Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben und die Warenverteilung zu verbessern.

Schon Ende der 1970-er Jahre gab es erste Erzeuger-Genossenschaften und regionale Waren-Verteiler. Doch selbst Ende der 80-er Jahre hatte mancher Bio-Bäcker und Bio-Bauer in unserer Region kein eigenes Lieferfahrzeug.
So schafften wir uns, mit Hilfe finanzkräftiger und mutiger Kunden einen Bulli an. Wir gründeten das erste Bonner Regional- Naturwaren- Transport- Unternehmen und verteilten Obst & Gemüse, Brot, Getränke u.v.m. von Bäckern, Bauern und vom Grosshandel in unserer Region.

Auch auf nationaler Ebene fand eine Vernetzung statt. So entstand der „Bundesverband Naturkost“ als Interessenvertretung des Einzelhandels, der sich vorrangig um die Erstellung von Qualitätskriterien bemühte.
Denn unter „Naturkost“ verstand man bis dahin im Wesentlichen vollwertige und möglichst naturbelassene Lebensmittel, ohne Zusatzstoffe und Konservierung. Gesetzliche Regelungen zu Anbau und Verarbeitung gab es nicht.
Private Initiativen, wie die Verbände Demeter oder Bioland, hatten längst eigene Kriterien entwickelt. Die Basis für den heutzutage geschützten Begriff „Bio“.

Der Demeter-Verband propagierte seit den 1920-er Jahren biologisch- dynamischen Anbau nach anthroposophischen Richtlinien. Bioland, der inzwischen größte Anbauverband in Deutschland, entwickelte „Kriterien gegen die chemisch-technischen, industrieabhängigen Wirtschaftsweisen, basierend auf artgerechter Tierhaltung und geschlossener Kreislaufwirtschaft ohne synthetische Pestizide und chemische Düngemittel“.

Dies alles in einen Topf, kurz umgerührt, ein paar Zutaten weggelassen, entstanden erste gesetzliche Regelungen zum kontrolliert biologischem Anbau. Das war 1991.
Im Ergebnis ist die gesetzliche Regelung eher wässrig. Auf Europäischer Ebene einigte man sich auf dem niedrigsten Niveau. Deutlich konsequenter und strenger sind die Regelungen der Anbauverbände.

Das Momo-Kollektiv
Bioladen Momo (früher Momo Naturkost- und Umweltladen) war ursprünglich ein Kollektiv, also ein selbstverwalteter Betrieb ohne hierarchische Struktur. Wer bei Momo arbeitete, war gleichberechtigtes Mitglied und erhielt den „Momo-Einheitslohn“, der sich an Ertrag und Stundenzahl orientierte. Entscheidungen wurden stets im Konsens getroffen, also nicht demokratisch, sondern einstimmig.

Das Momo-Kollektiv durchlebte ähnliche Prozedere wie die Grüne Partei. Die übrigens, als Momo am 29. März 1983 eröffnete, erstmals den Bundestag betrat. In lila Latzhosen oder vollbärtig und mit selbst gestrickten Pullovern bei der Wiederwahl von Kanzler Kohl.
Ähnliche Prozedere wie zwischen Fundis und Realos: Wenn das Momo-Kollektiv plenierte, oft bis in die Nacht, sahen es uns die KundInnen jeden Freitag an den Rändern unter den Augen an. Beispielsweise kontroverse Diskussionsrunden zum Thema Technisierung: Fax anschaffen oder stundenlange Bestellungen per Telefon durchgeben? Ein Fax war so innovativ, wie gut 10 Jahre später das Internet.
Da wir auf mehreren Plenen keinen Konsens fanden, beschlossen wir ein Diskussionswochenende. Dazu mieteten wir, fast 15 Mitglieder, ein Haus in der Eifel, diskutierten ein Wochenende über den Verlust persönlicher Kontakte vs. technischer Errungenschaften, kamen aber auch hier zu keinem Konsens, so dass wir uns tatsächlich kein Fax anschafften…- Pioniergeist braucht Mut und Ausdauer…

Betriebswirtschaftlich eine Katastrophe, aber davon hatte ja sowieso niemand Ahnung. Was sich auch wenig später in desaströsen Finanzlöchern offenbarte, denn die Momos wollten durch den Laden mehr und mehr ihren Lebensunterhalt verdienen.
Wir gründeten eine Filiale in Oberkassel, eine Tofu-Manufaktur in Aegidienberg und suchten unser Heil in der Sortimentserweiterung (was teilweise funktionierte; allein die Idee, nun Strümpfe ins Sortiment aufzunehmen, versorgte zwar alle Kollektivmitglieder und deren Angehörige mit ausreichend Strickware, aber nicht mit dem gewünschten Ertrag…).
Die Reaktorkatastrophe in der Ukraine hatte uns zwar schon 1986 einen nachhaltigen Umsatzschub beschert, der real existente Kapitalismus überraschte uns dennoch: in Form eines fünfstelligen Minusbetrags und zugedrehten Geldhahns.

Die 1990-er Jahre
begannen für Momo als auch für die gesamte Branche mit einer Neuorientierung. Raus aus dem Nischen-Dasein.
Das Toilettenpapier war inzwischen auch weicher geworden, die Kaffeeröstung nicht mehr ganz so ätzend. Absehbar war, dass sich die Konkurrenzsituation zunehmend verschärfen werde. Bioprodukte waren inzwischen gesetzlich geschützt und auch in konventionellen Geschäften zu finden. Bio-Filialisten breiteten sich aus, vorerst in den Großstädten. In Köln schlossen die ersten alteingesessenen Bioläden, in ganz Deutschland gab es bald 400 Bio-Supermärkte.

Existenzängste bewegten auch die Pioniere auf der Herstellerseite. Mit zunehmender Überschneidung des Angebots- denn nun gab es verschiedene Marken mit vergleichbarem Sortiment- suchte man Wege, sich von der Konkurrenz abzuheben.
Bis dato gab es ein hervorragendes pfandfreies Mehrwegsystem für sämtliche Produkte, die in Glas abgefüllt wurden. Bioläden in der gesamten Republik nahmen die Gläser vom Kunden zurück, um sie wieder dem Kreislauf Spülstation- Hersteller- Handel zuzuführen. Mit dieser umweltfreundlichen Alternative war nun Schluss.
Bald gefolgt von „Dosenfutter“ und Aluminium-Verpackungen, die bislang als Symbol der Wegwerfgesellschaft, als auch aus ökologischer Sicht, undenkbar waren.

Um die finanziellen Probleme Momos zu bewältigen gab es zwei Ideen: Supervision oder Betriebsberatung. Wir fanden glücklicherweise den Konsens zu letzterem. Mit der Folge, dass sich das Kollektiv auf vier gleichberechtigte Bioladner:innen reduzierte, mit einem Haufen Schulden und dem Ziel eine langfristige Perspektive mit sozialer Absicherung zu schaffen.
Das Ladenlokal wurde heller, freundlicher, offener und damit zugänglicher für Normalsterbliche gestaltet.
Die Filiale übernahm ein ehemaliges Kollektivmitglied, die Tofu-Manufaktur Cassiopeia haben wir geschlossen, die Strümpfe wieder ausgelistet.
Professionalisierung bedeutete bei Momo aber nicht automatisch eine Abwendung von den Inhalten aus der Gründerzeit. Allerdings gab es auch bei uns Produkte aus hellem Mehl, Süssigkeiten, Schokoladenaufstrich und Zucker. Fleisch war im alten Ladenlokal kein Thema, wir hatten einen Bio-Metzger gleich gegenüber.

Auch der Dienst am Kunden sollte besser werden. Beratungsqualität war nie ein Problem gewesen. Von der Vermittlung ökologischer Zusammenhänge ohne Fingerzeig bis zum Rezept für Pastinake, Topinambur und Wurzelpetersilie. Das war und ist Basis von Momo.
Was die Warenqualität betrifft, die älteren unter Euch werden sich erinnern, lastete jedem Bioladen ein Schmuddel- Image an. „Frische“ war im Prinzip ein Fremdwort. Ein langer Weg bis zu dem Zustand, den Ihr hier und heute bei Momo vorfindet.

Auch- aus heutiger Perspektive profane- Dinge änderten wir: Galt es noch kurze Zeit zuvor als politisch unkorrekt, den Bioladner zum Dienstleister zu degradieren, so war diese Rolle nun Aufgabe und selbstverständlich.
Wir schickten die Kunden, die auf die Idee kamen, Getränke gleich kistenweise kaufen zu wollen, nun nicht mehr in den Keller um sich dort selbst zu bedienen. Wir lieferten die Getränke sogar nach Hause! Und das vorbildlich ökologisch mit dem „MomoBil“, unserem ersten Lastrad. Das war 1994.

Den stärksten Aufschwung erlebten wir dank eines Lebensmittelskandals.
Meist halten sich derartige Ereignisse nur kurz im Gedächtnis der Verbraucher. Nach wenigen Monaten ist in der Regel alles wieder beim Alten. Nicht so bei BSE.
Die Lebensmittelindustrie offenbarte sich ethikfrei und rücksichtslos profitorientiert. Das bescherte uns zur Jahrtausendwende eine Umsatzexplosion, der wir kaum gerecht wurden.
Folgerichtig gab es verschiedene Ideen einer Vergrößerung des Ladenlokals. Bis zur Erkenntnis der Dringlichkeit dauerte es noch ein paar Jahre. Fast hätten wir zu lange verharrt und wären dem Verdrängungswettbewerb erlegen- wie viele andere Pioniere.

Jahrtausendwende
Seit der Gründungszeit war eine Grenze zwischen Bioladner und Kunde fast nicht vorhanden. Sozusagen eine verschworene Gemeinschaft, die es nun ermöglichte, dass wir am 11. August 2005 auf der 5-fachen Fläche in der Hans-Böckler-Straße 1 Eröffnung feierten.

Begleitet von berechtigter Skepsis. Denn meist verdrängt eine betriebswirtschaftliche Ausrichtung die soziale und ökologische Verantwortung.
Alternativen Handel auf das Krämerdasein mit alternativ erzeugten Produkten zu reduzieren, wäre jedoch kurzsichtig. Biologischer Anbau allein bedeutet viel Gutes für unsere Umwelt, lässt aber Aspekte wie Regionalität, Transport, Verpackung und nicht zuletzt den partnerschaftlichen Handel außer Acht.

Ebenso war seit der Gründungszeit eine Grenze zwischen erfahrenen Bioladnern und neuen Mitarbeitern kaum vorhanden.
Seit den 1990-er Jahren fanden sich allerdings keine Menschen mehr, die bereit gewesen wären, Verantwortung im Kollektiv zu übernehmen. Woraus sich die heutige flache Hierarchie aus zwei Inhabern und vielen langjährigen MitarbeiterInnen bildete. Hinzu gekommen sind, seit dem Umzug, unsere Auszubildenden. Das ist eine neue Herausforderung.

Ein weiteres Merkmal der Expansion ist die gestiegene Mitarbeiterzahl. Waren früher fast immer die gleichen Gesichter zu sehen, ist das heute anders: bei inzwischen über 25 Menschen (plus Subunternehmen Metzger und Bistro) in Festanstellung, plus Auszubildende und Praktikanten kann schon mal der Überblick verloren gehen. Die Fluktuation bei Momo ist gering, wie eh und je.

Die finanzielle Entwicklung am neuen Standort hat sich überdurchschnittlich positiv entwickelt. Selbst die verschärfte Konkurrenzsituation seit Ende 2010 hat nicht zu Verlusten geführt. Im Gegenteil: zu unerwartetem zusätzlichen Wachstum. Kunst kommt eben von Können- aber nicht zuletzt Dank unzähliger solidarischer KundInnen wie Dich.

Seit 2009 erfüllt unser Bistro die Aufgabe des kommunikativen Treffpunktes, neben der kulinarischen Zufriedenstellung.

Das „Momo-Abo“ beliefert wöchentlich viele Hundert Kunden, sieben Momos erwirtschaften hier 15% unseres Umsatzes.

Die meiste Energie stecken wir in die arbeits- und kostenintensiven Frische-Bereiche Obst & Gemüse sowie Brot & Käse. Mit Erfolg, wie der stete Zuwachs bestätigt.

Die Zukunft
Der Kalte Krieg hat nicht stattgefunden, die Mauer ist weg, eine konservative Regierung kündigt den Atomausstieg an. Wer will da ernsthaft prognostizieren?
So wie das Umweltbewusstsein wächst, verstehen auch immer mehr Menschen, dass alternativer Handel weit mehr ist als Bio-Anbau und Fairer Handel. Fairer Umgang mit Mitarbeitern und Handelspartnern, Ressourcen schonender, vor allem regionaler Handel stehen bei Momo ganz oben auf der langen Liste der Prioritäten.

Wir sagen herzlichen Dank für Eure Unterstützung !

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