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Mauseloch

Fairer Handel

Fairsprechen

„Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker“

(Che Guevara)

Fairer Handel ist ein komplexes Thema.

Im Gegensatz zum Begriff „Bio“, welcher gesetzlich geschützt ist und nur für tatsächlich biologisch erzeugte Produkte steht, kann sich den Begriff „fair“ jeder auf die Fahne bzw. Tüte schreiben, es gibt weder gesetzlichen Schutz noch -Regelungen.
Zudem, ähnlich wie „regional“ ist der Slogan „fair“ beim Verbraucher positiv besetzt. Und womit sich ordentlich Kohle machen lässt, da sind auch Schwarze Schafe am Werk.

Bei Google erhalte ich 4,71 Milliarden Treffer. So fair ist die Welt ganz und gar nicht. Aber es gibt seriöse Netzwerke mit einem gemeinsamen Siegel. Und viele Bio-Projekte bemühen sich, den Handel mit der so genannten „Dritten Welt“ anders und besser zu machen: Auch kleine Fairsuche ergeben einen Sinn und sind besser als die tagesordnungsübliche ruinöse bis mortale Ausbeutung.

Allein schon die Bezeichnung „Dritte Welt“ bezeugt die ignoranzgeschwängerte Einstellung jener, die aus den „entwickelten“ Ländern auf die „noch zu entwickelnden“ herabsehen. Da ist jeder kleine Schritt gegen kolonial anmutende Zustände ein Licht am Horizont.

Geboren ist die Idee Hand in Hand mit der Biobewegung, aus dem Wunsch heraus, Mitmenschen und Umwelt nicht auszubeuten; anders zu wirtschaften; Früchte der 68er.
Es geht im Kleinen darum, gerechte Strukturen und soziale Standards zu schaffen wie sie hierzulande noch selbstverständlich sind;
im Großen darum, die ruinösen Auswirkungen von Weltwirtschaft, Spekulation sowie Machenschaften multinationaler Konzerne zu umgehen.

In den Anfängen dieser Solidaritätsbewegung handelten wir vor allem die klassischen “3-Welt-Waren“ wie Kaffee, Tee, Bananen, Zuckerrohr, Honig.
Es gab noch kein “bio UND fair”, das kam erst viel später; denn ein Kleinbauer konnte es sich nicht leisten, diesen Aufwand (Kontrollen, Zertifikate, Schadstoffanalysen) zu finanzieren, allerdings ebenso wenig, die Plantagen mit Pestiziden zu verseuchen.

Persönliche Interessen stehen nicht an erster Stelle: Jahrelang haben wir uns mit derber Nicaragua-Kaffee- Röstung die Magenschleimhäute fairätzt, aus Solidarität mit Kleinbauernkooperativen in Lateinamerika 😉
Finanzielle Interessen stehen ebenfalls nicht im Mittelpunkt. Der faire Handel setzt sich dafür ein, dass für Kaffee und Tee, Kakao und Schokolade, Bananen, Exoten und Gewürze gerechte Preise bezahlt werden. Um ein menschenwürdiges Dasein zu ermöglichen. Denn das ist keineswegs selbstverständlich.

Zu einem Produkt, das den Namen “fair” verdient, gehören Kriterien wie

  • Vorfinanzierung,
  • Mindestpreis- und Abnahmegarantien,
  • Verbot von Kinderarbeit,
  • Entlohnung die ein menschenwürdiges Leben ermöglicht,
  • Vereinigungsfreiheit der Arbeiter:innen,
  • Zugang zu Schulen,
  • Zugang zu medizinischer Betreuung und nicht zuletzt
  • unabhängige Kontrollen dieser Standards.

Die Bananenplantagen und Kleinbauern-Genossenschaften, die für den Fairen Handel produzieren, müssen ihrerseits bestimmte soziale und ökologische Bedingungen einhalten.

  • Sie sind politisch unabhängig und demokratisch organisiert.
  • Sie weisen regelmäßig nach, dass die Entscheidung über die Verwendung der Mehrerlöse aus dem Fairen Handel demokratisch und gemeinschaftlich getroffen werden.
  • Das Management und die Verwaltung arbeiten transparent und kontrollierbar.
  • Die Betriebe sind verpflichtet, arbeitsrechtliche und soziale Mindeststandards einzuhalten. Dazu gehören zum Beispiel die Bereitstellung von Schutzkleidung, feste Arbeitsverträge, geregelte Pausenzeiten und bezahlte Überstunden.
  • Zwangs- und Kinderarbeit sind verboten.
  • Maßnahmen zum Schutz der Gewässer und der Böden vor Erosionen sind ebenfalls obligatorisch.
  • In Genossenschaften sind selbstständige Bauern mit eigenem Land zusammengeschlossen. Für Plantagen, auf denen Arbeiter gegen Lohn für einen bestimmten Eigentümer arbeiten, gelten im Fairen Handel zusätzliche Regeln, um die Rechte der Arbeiter zu stärken.

“Eure Almosen könnt ihr behalten- wenn ihr gerechte Preise zahlt”

Es geht nicht darum, Geld oder Ware zu spenden. Im Gegenteil, Geschenke zerstören dort die regionale Wirtschaft und schaffen neue Abhängigkeiten.
Ziel ist auch der gegenseitige Nutzen auf Basis eines partnerschaftlichen Umgangs auf Augenhöhe.
Solchen Umgang suchen wir Momos nicht allein bei unseren Partnern in der südlichen Hemisphäre. Ob bei Momo intern oder im Umgang mit Euch, unseren nettesten Kunden, als auch bei unseren Vorlieferanten steht genau dies im Mittelpunkt.

Wir haben unser Sortiment im Griff, auch was die Fairen Artikel angeht, die Spreu vom Weizen bereits getrennt. Welches Bio und wie weit Fair, welche und ob Siegel überhaupt und welche Projekte, wir kennen unsere Pappenheimer und unterstützen glaubhafte Projekte von authentischen Menschen.

Forum Fairer Handel / Schein und Sein

Das “Forum Fairer Handel” ist das Deutsche Netzwerk zum Thema. Hier sitzen viele Pioniere der Bewegung an einem Tisch. Akteure wie Transfair, Banafair, der Weltladen- Dachverband und die GePa sind dort Mitglied. Sie alle arbeiten mit dem „offiziellen“ Fair-Trade-Logo und dem dahinter stehenden Zertifizierungssystem, entsprechend den o.g. Kriterien.
Details findet Ihr auf deren Websites.

In einer Studie hat dieses Forum die Standards weniger Siegel verglichen: Das „Hand-In-Hand“- Projekt von Rapunzel, die „Rainforest Alliance“ und „Chiquita“.
Weitere Projekte, wie sie zB viele der Pioniere der Naturkostbewegung seit Jahrzehnten betreiben, wurden hier nicht untersucht.

Das Rapunzel-Projekt (Hand-In-Hand) erfülle die Bedingungen zwar nicht vollständig, sei aber auf dem richtigen Weg. Die Studie moniert fehlende fixe Mindestpreise für die Produkte. Eine Vorfinanzierung der Ernte sei nur im Notfall möglich und eine externe Kontrolle nur „rudimentär“ vorhanden. Da mir aber die Geschäftsphilosophie Rapunzels bekannt ist könnt Ihr das guten Gewissens weiterhin unterstützen.

Rainforest habe zwar Standards, die teilweise mit nachhaltig betitelt werden dürften, dies habe aber nichts mit fairem Handel zu tun.
Nach deren Kriterien werde auch ein Teil der Chiquita- Bananen produziert. Laut deren so genannten Nachhaltigkeitsberichtes werden 40 bis 60 Kilo Pestizide pro Hektar benötigt, das ist ganz und gar kein Fortschritt; ebenso das Versprechen ortsübliche Mindestlöhne zu zahlen, denn das ist keine Garantie für eine menschenwürdige Existenz.

Ich will keine Abmahnung riskieren, halte ich mich lieber ein wenig zurück in meiner persönlichen Beurteilung 😉

Ethiquable

„Ethiquable“ beschreibt das Thema treffend

Stand der Dinge

Mit rund 1,5 Milliarden Menschen weltweit besteht etwa die Hälfte der ökonomisch aktiven Bevölkerung aus Bauern des Südens. Viele unserer täglichen Nahrungsmittel stammen von Kleinproduzenten dieser Länder.

Die kleinbäuerliche Landwirtschaft des Südens ist familienorientiert und findet in der Regel auf Parzellen zwischen einem und drei Hektar Größe statt. Dort werden Reis, Mais oder Maniok für den Eigenverbrauch angebaut, Überschüsse werden auf lokalen Märkten verkauft.
Für den Export bestimmte Erzeugnisse wie Kaffee, Tee oder Kakao werden auf internationalen Märkten gehandelt. Mit den Erlösen können die Familien die Ausgaben für die Erziehung ihrer Kinder, Kleidung, Medizin oder den Kauf von Gebrauchsgütern bestreiten.

Wettbewerb zwischen kleinbäuerlicher und industrieller Landwirtschaft

In den Ländern des Südens erhält die einheimische Landwirtschaft meist keine Unterstützung durch den eigenen Staat und sieht sich einem Wettbewerb mit der hochproduktiven und oftmals von staatlichen Subventionen geförderten industriellen Landwirtschaft ausgesetzt. Daher müssen die Bauern des Südens, wenn sie ihr Produkt zum gleichen Preis wie die industrielle Landwirtschaft anbieten wollen, deutlich niedrigere Gewinne in Kauf nehmen.

Wer für den Export produziert, ist in besonderem Maß betroffen. Aber auch Bauern, die ihre Produkte lokal vermarkten, sind von dem ungleichen Wettbewerb betroffen, da viele aus dem Norden importierte Produkte auch auf lokalen Märkten erhältlich sind und da so genannte Hilfsgüter den heimischen Marktpreis zerstören.

Preisverfall, Verschuldung und Landflucht

Ein wachsendes Angebot und Überproduktion hat bei einigen Lebensmittel-Rohstoffen zu einem Verfall der Preise geführt. Der Preis für Zucker aus Zuckerrohr ist im Laufe eines Jahrhunderts um zwei Drittel gefallen, der Preisverfall von Kaffee, Kakao und Bananen zu Beginn des 21. Jahrhunderts war beispiellos.
Gleichzeitig sind die Produktionskosten (Dünger, Saatgut, Transport, etc.) ständig gestiegen. Dies hat zu stark verringerten Einnahmen bei den Kleinbauern des Südens und damit zu einer zunehmenden Landflucht und Verarmung der auf dem Land gebliebenen Menschen geführt.

In vielen Fällen übersteigen die realen Produktionskosten eines Kleinbauerns seine Einnahmen. Das verhindert notwendige Investitionen in Gerätschaften, Saatgut oder Düngemittel.
Viele Bauern sind inzwischen gefangen in einem dramatischen Kreislauf aus Verschuldung und Entkapitalisierung. Um zu überleben, nehmen sie informelle Wucherkredite in Anspruch. Die Rückzahlung dieser Kredite zwingt sie allmählich ihren Viehbestand, ihr Werkzeug und sogar ihr Land zu verkaufen. Dies sind die Hauptursachen für Migrationsbewegungen in die Stadt.
In vielen Gegenden überlebt die kleinbäuerliche Landwirtschaft nur dank der saisonalen Migration meist männlicher Familienmitglieder, die in Großstädten beispielsweise als fliegende Händler oder in der Bauwirtschaft arbeiten. Dies wiederum führt zu einer Zerrissenheit der Familien über längere Zeiträume. Während ältere Familienmitglieder auf dem Land bleiben, ziehen die Jüngeren weg. Der Wegfall ökonomischer Aktivitäten verhindert wiederum staatliche Investitionen in wichtige Infrastruktur wie Krankenhäuser, Schulen, Stromnetze, etc.

Kleine Produzenten und multinationale Konzerne

Die meisten tropischen Agrarprodukte, die für den Export bestimmt sind, stammen aus kleinbäuerlicher Landwirtschaft. Doch die Kleinproduzenten leben sehr verstreut und haben daher große Schwierigkeiten sich untereinander zu organisieren, um ihre Produkte gemeinsam zu vermarkten. Sie leben weit entfernt von den Zielmärkten und kennen diese daher kaum. Die Verhandlungsposition der Kleinproduzenten gegenüber den internationalen Aufkäufern ist daher stark eingeschränkt. Letztere hingegen sind bestens organisiert und haben die Marktmacht auf ihrer Seite.

Vier Unternehmen beherrschen 40 Prozent des weltweiten Reismarkts, sieben den Kakaomarkt und vier multinationale Großkonzerne teilen sich 60 Prozent des Kaffeemarkts. Diese Unternehmen versorgen sich mit den Ernten von Millionen von Kleinproduzenten aus rund 50 Ländern.

Durch die Liberalisierung der Rohstoffmärkte und dem Verschwinden internationaler Regulierungsinstanzen, sind die Preise landwirtschaftlicher Produkte großen Schwankungen ausgesetzt. Starker Preisverfall kann Kleinproduzenten schnell in den Ruin treiben und die wirtschaftliche Situation eines ganzen Landes beeinflussen. Der Kaffeesektor durchlebte zwischen 2000 und 2005 eine schwere Krise mit Preisen, die weit unter den Produktionskosten lagen. Dadurch verarmten 25 Millionen kleine Kaffeebauern. Fehlt eine Marktregulierung, diktieren die Aufkäufer die Spielregeln. Dieses Gesetz des Stärkeren ist auf Spekulationsgewinne ausgerichtet und lässt Millionen von Kleinbauern in einer fortwährenden Unsicherheit leben.

Quelle:
ethiquable.de

Banafair

Bananen aus Fairem Handel

Der Faire Handel ist international organisiert. Erzeugerorganisationen, Importeure und Händler, die Bananen nach den Richtlinien des Fairen Handels herstellen bzw. vermarkten, sind bei der FLO registriert. Die Abnehmer, die fair gehandelte Bananen nach und in Europa verkaufen, sind verpflichtet, die Ware ausschließlich bei Erzeugern einzukaufen, die bei der FLO als Partner registriert sind. FLO, Fair Trade Labelling, siehe unten.

Bananen von BanaFair

Bio-Fair-Trade-Bananen von UROCAL in Ecuador stammen aus kleinbäuerlicher Mischkultur und aus Agro-Forst-Systemen

  • sind bio-zertifiziert durch Naturland
  • sowie nach EU-Bio-Verordnung
  • Fairtrade-zertifiziert durch FLO
  • zertifiziert nach den Naturland Fair Richtlinien

So setzt sich der Preis zusammen (pro Karton à ca. 18 kg/ Stand:01.01.2011)

  • Basispreis netto Frucht Produzent/ in $ 6,50
  • Materialkosten (Karton etc.) Kosten $ 1,71
  • Qualitätskontrolle, Palettisierung, Verladung etc. Kosten $ 0,70
  • Container Transport Machala -> Guyaquil Kosten $ 0,50
  • Finanzierungs-/ Verwaltungskosten Urocal $ 1,09
  • Programmkosten (Agrarberatung, Fördermaßnahmen Urocal $ 1,00 für Kinder + Jugendliche, Organisationsentwicklung)
  • Fair Trade Prämie (für Sozial-/ Öko-Programme) Produzent/innen $ 1,00
    = FOB-Preis ab Guayaquil $ 12,50 (zum Vergleich: FLO-Mindestpreis = 9,50 USD bis 31.12.09; ab 01.01.11 = 11,50 $)
  • Seefracht Guyaquil -> Hamburg bzw. Rotterdam $ 3,55
    = bei Ankunft in Hamburg/ Rotterdam $ 16,05 (1 € = 1,35 USD) = € 11,89
  • EU-Einfuhrzoll (143 € pro Tonne, ab 01.01.2011) € 2,60
  • Abfertigungskosten Hafen, THC, Container-Trucking, Lagerung € 0,84
  • Qualitätskontrolle/ Qualitätsreserve € 0,62
  • Zertifizierung, Lizenzgebühren € 0,15
  • Finanzierungskosten/ Kostendeckung BanaFair € 1,00
  • PLUS zusätzlicher Projektbeitrag, NUR bei BanaFair-Bananen € 1,80 für Entwicklungsprojekte/ Gewerkschaften/ Öffentlichkeitsarbeit

= Grünpreis ab Hafen, nach Abfertigung/ Verzollung € 18,90
Transport Hafen-> Reiferei + Kosten für Reifung und Kommissionierung € 2,50
= Kosten für 1 Kiste nach Reifung, am Reiferei-Standort € 21,40
= Kosten pro kg € 1,19
Abgabepreis an Bio-Großhandel (je nach Menge) ab € 1,26
Abgabepreis an Einzelhandel (je nach Menge) ab € 1,69
Gilt bei Direktbelieferung durch BanaFair, zuzügl. Lieferkosten.
Bei Lieferung durch den Bio-Großhandel gelten dessen jeweilige Preise.
Alle Preise zuzügl. MwSt.

Quelle: BanaFair

Das sind schon was ältere Zahlen, wie Du erkennen kannst, aber vom Prinzip her bleibt es identisch.